Wels – Montagfrüh wurden einige Anrainer in der Welser Innenstadt durch einen lauten Knall wach. Es handelte sich um einen Brandanschlag auf ein Vereinslokal des umstrittenen türkisch-nationalistischen Vereins Avrasya. Avrasya wird von Experten als den rechtsextremen Grauen Wölfen zumindest nahestehend bezeichnet. Verhaftet wurde wenig später, nur einen Kilometer vom Tatort entfernt, ein 21-jähriger Staatenloser, der in der Schweiz geboren wurde und "offenbar kurdischer Abstammung ist", sagt David Furtner, Sprecher der Landespolizeidirektion Oberösterreich am Dienstag im Gespräch mit dem STANDARD.

16-Jähriger geständig

Der zweite Verdächtige ist ein 16-jähriger Österreicher, ebenfalls kurdischer Abstammung. Der 16-Jährige war bereits geständig – im Gegensatz zum 21-Jährigen. "Der ist ein sogenannter Steher", sagt Furtner, "aber es gibt genügend schwerwiegende Sachbeweise gegen ihn, die vor Ort sichergestellt werden konnten." Außerdem werde er auch durch Zeugenaussagen belastet. Der rasche Ermittlungserfolg war möglich, weil ein Zeuge sofort Anzeige erstattete, nachdem er den Knall kurz nach drei Uhr morgens gehört hatte.

Einer der beiden jungen Männer hatte erst einen Stein durch ein Fenster geworfen, dann war durch das entstandene Loch ein Molotowcocktail nachgeschleudert worden. Dieser war aber offenbar nicht besonders professionell gebaut – löschte er sich doch nach kurzer Zeit selbst. So konnte glücklicherweise das Gebäude nicht in Brand gesteckt werden.

Die Idee, einen Anschlag auf die Vereinsräumlichkeiten zu verüben, dürfte den beiden Verdächtigen eher spontan gekommen sein. Sie müssen laut Staatsanwaltschaft Wels trotzdem mit einer Anklage wegen versuchter Brandstiftung rechnen. Damit droht ihnen eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.

Angespanntes Klima seit Putschversuch

Der 16-Jährige war bereits zuvor bei der Polizei "einschlägig in Erscheinung getreten". Der 21-Jährige soll auch bei der Besetzung des ORF-Zentrums am Küniglberg durch kurdische Jugendliche beteiligt gewesen sein. Polizeisprecher Furtner betont, dass es seit dem Putschversuch in der Türkei immer wieder "innertürkische Konflikte in Oberösterreich gab und das Klima in der Community weiter angespannt" sei. Erst vor wenigen Wochen war – wie berichtet – eine Kurdin, die an einer kurdischen Demo teilgenommen hatte, von der Gegenseite mit einer Flasche verletzt worden.

Klare Botschaft

Die rasche Verhaftung der beiden Männer solle durchaus auch als klare Botschaft an beide rivalisierende Seiten verstanden werden: "Wir dulden eine solche Austragung von Konflikten ganz sicher nicht", sagt Furtner, "und wir werden das auch künftig mit voller Konsequenz und Härte verfolgen und hoffentlich auch zu verhindern wissen." Bei einer Pressekonferenz meinte Landespolizeidirektor Andreas Pilsl zudem, die Polizei werde mit diversen Vereinen und der Politik Kontakt aufnehmen, um gemeinsam an einer friedlichen Lösung der Konflikte zu arbeiten. (Colette M. Schmidt, 16.8.2016)