New York/München – Der Industriegasekonzern Linde lotet Insidern zufolge einen Zusammenschluss mit dem US-Konkurrenten Praxair aus. Es gebe entsprechende Gespräche, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen am Dienstag. Diese seien aber noch in einem frühen Stadium. Linde habe einen Zusammenschluss auf Augenhöhe im Visier, sagten zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Aktientausch sei denkbar. Beide Unternehmen sind an der Börse derzeit etwa 30 Milliarden Dollar wert. Linde, nach der Übernahme von Airgas durch Air Liquide nur noch Nummer zwei auf dem Weltmarkt, könnte die Franzosen durch die Fusion mit dem Branchendritten Praxair wieder überholen.

Zuvor hatte das "Wall Street Journal" über Fusionsgespräche zwischen Linde und Praxair berichtet, ohne Details zu nennen. Die Gespräche seien noch wenig konkret und könnten durchaus noch scheitern, sagten zwei Insider. Linde wollte sich zu den Angaben nicht äußern.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Titel verteuerten sich am Dienstagmorgen um sechs Prozent und waren damit die größten Gewinner im Leitindex Dax. Analysten konnten sich mit dem Fusionsgedanken anfreunden: "Ein Zusammenschluss oder Kauf könnte die Überkapazitäten reduzieren und wäre gut für die Margen des kombinierten Unternehmens", erklärte Marcus Mayer vom Wertpapierhandelshaus Baader. "Nach unserer Sicht könnten hohe Synergien von bis zu 800 Millionen Euro erreicht werden."

Stark konsolidierte Branche

Die Gasebranche ist weltweit stark konsolidiert. Sollte die Fusion gelingen, blieben mit Linde/Praxair, Air Liquide und Air Products nur noch drei große Industriegaseanbieter übrig. Ein Knackpunkt bei einer Fusion ist daher die Kartellfrage. Schon beim Kauf des britischen Rivalen BOC 2006 erhielt Linde strenge Auflagen und musste in mehreren Ländern Geschäft an die Konkurrenz abgeben. Regional ist Linde vor allem in Europa und Asien stark, Praxair hingegen in Nord- und Südamerika. Linde leidet allerdings unter der Schwäche der Öl- und Gasbranche und hatte sich deshalb vor allem im Geschäft mit medizinischen Gasen verstärkt.

Die Amerikaner sind mit einem Jahresumsatz von umgerechnet 9,6 Milliarden Euro nur etwa halb so groß wie Linde, mit einem Gewinn von umgerechnet 1,5 Milliarden Euro aber wesentlich profitabler. Die Münchner erwirtschaften bei einem Umsatz von 18 Milliarden Euro nur 1,15 Milliarden Euro. (Reuters, 16.8.2016)