Österreichs Tourismusbetriebe und Wirte halten die Gastfreundschaft hoch. Zumindest angesichts zahlender Kunden. Die eigenen Mitarbeiter erleben davon wenig. Anders ist es nicht zu erklären, warum der Branche Fachkräfte abhandenkommen und Lehrlinge in Scharen davonlaufen. Über die arbeitsscheue, unflexible Jugend zu jammern und zuzusperren ist eine Möglichkeit. Klüger ist es, Rahmenbedingungen für den Dienst am Gast zu hinterfragen. Und leistbare Anreize zu schaffen, die das über Jahrzehnte ramponierte Image der Saisonarbeit kitten.

Die tägliche Arbeitszeit in Gastgewerbe und Tourismus übersteigt nicht selten zwölf Stunden. Wochenend- und Abendschichten sind Teil des Jobs. Der Zeitdruck ist hoch, der Umgangston rüde, die Bezahlung mies. Eine gelernte Fachkraft kommt laut Kollektivvertrag auf 1420 Euro brutto im Monat. Sonntagszuschläge gibt es keine. Jene für die Nachtdienste werden ebenso kreativ umgangen wie jene für Fremdsprachenkenntnisse. Freizeit ist schwer planbar – ständige Verfügbarkeit aufgrund der sich je nach Auslastung kurzfristig ändernden Dienstpläne fast schon moralische Verpflichtung.

Klar gibt es Unternehmer, die Arbeitszeiten korrekt abrechnen, Dienstpläne vorlegen, die halten, und vernünftige Löhne zahlen. Offenbar sind sie aber in der Minderheit. Der Mangel an Mitarbeitern wird sich jedenfalls weiter verschärfen. Denn auch Fachkräfte aus dem Osten lassen sich nicht mit widrigen Arbeitsbedingungen abspeisen. (Verena Kainrath, 16.8.2016)