Vor Rasid Mahalbasic ducken sich auch die Slowenen weg. Der Russland-Legionär ist quasi die Säule des österreichischen Basketball-Nationalteams.

Foto: Florian Vetter

NBA-Star Goran Dragic (r.) wurde Romed Vieider (l.) und Enis Murati ganz gut überwacht.

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Wien/Schwechat – Basketball-Österreich bleibt so lange ein Entwicklungsland, bis endlich eine Qualifikation für eine Europameisterschaft gelingt. So einfach ist das. Und so schwer bleibt der Weg zur EM 2017. Immerhin: Die Vorbereitung auf die Ende August startende Quali läuft nicht schlecht. Beim Vier-Nationen-Turnier in Schwechat wurde gegen EM-erfahrene Konkurrenz getestet. Nach einer Auftaktniederlage gegen favorisierte Slowenen, errappelte sich Österreich mit einem Sieg gegen Island (79:70). Gegen Polen stand am Ende eine knappere Niederlage als das Ergebnis vermuten lässt (71:79).

Teamchef Kestutis Kemzura musste zwar immer wieder die Nase rümpfen ob immer wiederkehrender, haarsträubender Ballverluste. Es gab aber auch etliche Lichtblicke. Gegen den stärksten Gegner Slowenien etablierte sich Österreichs Fels in der Brandung, Ex-Russland Legionär Rasid Mahalbasic, wie erhofft und füllte die Nachbarn in Korbnähe ordentlich an. Am Ende standen beim Center 19 Punkte zu Buche, aber auch drei schnelle Fouls in der ersten Halbzeit. NBA-Star Goran Dragic (Miami Heat) war in 20 Minuten Spielzeit gar nicht so dominant (12 Punkte), auch weil er gut verteidigt wurde.

Was weniger gut gefiel: Österreich ließ sich in der zweiten Halbzeit von Sloweniens Verteidigung über das ganze Feld derart unter Druck setzen, dass die Bälle reihenweise schon im Spielaufbau hergeschenkt wurden. Ein geordnetes Zusammenspiel lief wenn überhaupt nur durch die Hände von Spanien-Legionär Thomas Schreiner. Seine gewitzten Pässe vermochten seine Mitspieler aber entweder nicht zu fangen, oder nicht in Bares, sprich Punkte, umzumünzen.

Es darf ruhig mehr sein

Gegen hölzerne Isländer, als EM-Teilnehmer durchaus ein Gradmesser, lief das Werkl im zweiten Spiel schon runder. Es wurde eine klare Dominanz unter dem Korb erarbeitet, trotz Ragnar Nathanaelson. Der Mann misst 2,18 Meter und ist ganz sicher der größte Mensch Islands. Wenn es etwas zu bemängeln gab, dann die Wurfausbeute. 52 Prozent aus dem Feld ist okay, aber 55 Prozent von der Freiwurflinie sind unterirdisch. Ebenso 18 Ballverluste.

Gegen körperlich mächtige Polen war es im Abschlussspiel eine enge Kiste, Ex-NBA-Spieler Macej Lampe und Wurf-Ass Adam Waczyński (Unicaja Malaga) wurden gut in Schach gehalten. Drei Minuten vor Schluss stand es 67:71 und das immerhin gegen eine polnische Auswahl, die sich in den letzten zehn Jahren durchgehend für Europameisterschaften qualifizieren konnte. Die entscheidenden Würfe fielen am Ende leider nicht (ein Dreier von Schreiner, einer von Murati). Was dem Teamchef sicher nicht gefallen hat: das pomadige Verhalten in der Rückwärtsbewegung. Die polnischen Umschaltbiester legten den Österreichern nach Ballgewinnen allzu oft die Frucht gleich wieder in den eigenen Korb.

Die Mannschaft habe sich im Hinblick auf die anstehende EM-Qualifikation verbessert, konstatierte Teamchef Kestutis Kemzura nach den Spielen gegen Slowenien, Island und Polen. Dass nur ein Sieg herausgeschaut hat, schmeckte dem ehrgeizigen Litauer jedoch nicht.

In der Abschluss-Partie gegen Polen haben die Österreicher laut Kemzura ihr "bestes Spiel" im Turnier abgeliefert. Damit sei er zufrieden, aber "nicht glücklich. Weil wir eben verloren haben", merkte er an. Kleinigkeiten hätten den Ausschlag gegeben. Mit dem einen oder anderen Defensiv-Rebound mehr und dem einen oder anderen Ballverlust weniger wäre ein Sieg drinnen gewesen. Für die Intensität im Spiel – dem dritten binnen knapp 48 Stunden – hatte Kemzura in seiner Analyse lobende Worte parat.

Österreichs Kader ist nicht so schlecht aufgestellt. Mit Rados und Mahalbasic stehen zwei Bröckerl unter den Körben, es gibt Dreierwerfer (Schreiner, Murati, etc.) auf den Außenpositionen kann und wird (vor allem für die Defense) intensiv durchgewechselt. Gegen Deutschland wäre ein Heimsieg in der Quali ein Traum. Gegen die Niederlande sind zwei Siege (auch auswärts) quasi Pflicht. Von Dänemark reden wir da gar nicht. So schwer bleibt der Weg zur EM 2017. (Florian Vetter, 14.8.2016)