Moto-GP in Spielberg: Die Kommentatoren und Moderatoren bei Servus-TV finden in ihrem Wortschatz leider nichts mehr anderes als Superlative.

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Spielberg – 95.000 Fans haben bei der fast schon messianischen Rückkehr der Motorrad-Weltmeisterschaft nach Österreich den erwarteten Ducati-Doppelsieg erlebt. Bei Postkartenwetter setzte sich Pole-Mann Andrea Iannone aus Italien vor Landsmann Andrea Dovizioso durch und jubelte am Ende über seinen ersten MotoGP-Sieg und den ersten Ducati-Triumph seit sechs Jahren. Weltmeister Jorge Lorenzo wurde vor Valentino Rossi Dritter.

Die beiden Yamaha-Fahrer Lorenzo und Rossi machten damit in der WM geringfügig Boden gut auf Marc Marquez. Der spanische WM-Führende hatte sich bei einem bösen Trainingssturz die Schulter ausgerenkt und war mit Schmerzen angetreten. Der dreifache Saisonsieger musste sich daher mit Platz fünf begnügen. Der Honda-Fahrer führt nach zehn von 18 Rennen nun 43 Punkte vor Lorenzo und 57 vor Rossi.

Das 399. MotoGP-Rennen der Neuzeit und das erste in Österreich seit 19 Jahren war vor allem in der Anfangsphase auch für Nicht-Motorsport-Freaks durchaus spannend. Die beiden bärenstarken Ducatis preschten aus der ersten Startreihe, wo sie Rossi ins Sandwich genommen hatten, gleich an die Spitze.

Rossi kämpfte zunächst zwar groß zurück und ging nach Runde eins als Führender über die Ziellinie. Dann fiel der neunfache Champion aber bald wieder zurück. Nach einem Fehler in Kurve drei musste der "Doktor" auch den Teamkollegen und Weltmeister Lorenzo passieren lassen.

Mit Fortdauer des Rennens auf der wegen ihrer drei langen Geraden und 50 Prozent Vollgas-Anteil für die Ducatis maßgeschneiderten Hochgeschwindigkeits-Piste in der Steiermark wurden die Fronten aber rasch klar. Zwar mussten die beiden Ducati-Fahrer ihre schnellen, aber benzinfressenden "Desmosedicis" zwischendurch etwas zurücknehmen, im Finish setzten sie sich aber doch von den beiden Yamahas ab und feierten einen relativ klaren Doppelsieg.

Frisur und Reifen halten

Wobei erstaunte, dass die weicheren Reifen von Iannone bis zum Schluss durchhielten. Nachdem "The Maniac" dank schnellster Rennrunde den führenden Dovizioso überholt hatte, ließ er nichts mehr anbrennen. Hinter Iannone, Dovizioso, Lorenzo und Rossi rundeten Marquez und Maverick Vinales das "Sixpack", das den ersten Motorrad-Grand-Prix in Österreich seit 1997 beherrscht hatte, ab.

"Ein unglaubliches Gefühl, mir fehlen die Worte", sagte Iannone. Ihm war bewusst, dass er die womöglich einzige Saisonchance auf einen Ducati-Sieg genutzt hatte. "Für diesen Moment habe ich lange und hart gearbeitet", sagte der Italiener, der nächstes Jahr zu Suzuki wechselt. Schon in einer Woche in Brno sieht die MotoGP-Welt wohl wieder anders aus.

In der Auslaufrunde stoppte Iannone seine Desmosedici auf der Schönberg-Wiese und ließ sich von den Fans feiern. In den Boxen wurde er von den Mechanikern auf Händen getragen. Für die Nummer 29 war es in der vierten Saison der erste Sieg in der Zweirad-Königsklasse. Nach fünf Podestplätzen stand er in Österreich erstmals ganz oben.

Bei Ducati bejubelte man den ersten GP-Sieg seit sechs Jahren bzw. exakt 100 Rennen ohne Erfolg. Im Oktober 2010 hatte sich Casey Stoner in Australien auf einer Ducati durchgesetzt.

Die Rückkehr der Zweirad-WM nach Österreich war unter dem Strich der angepeilte Erfolg. Über alle vier Tage vermeldete das Projekt Spielberg fast 216.000 Zuschauer. Die offizielle Zuschauerzahl von Donnerstag bis Sonntag wurde mit 215.850 angegeben. (APA, red, 14.8.2016)