Kaiser Franz I. (Susita Fink, re.) mit Staatskanzler Metternich (Walter Kukla) im Gespräch über die Pläne des umtriebigen Peter Ritter von Bohr.


Foto: Joseph Vonblon

Wien – Die Stadt Wien birgt viele gruselige, todgeschwängerte Legenden. Im Wienerlied hat das mysteriöse Gestorbensein und -werden einen ganz eigenen Soundtrack, der trist dahinjeiert, in dem aber auch Wurschtigkeit mitschwingt. Ernst Molden ist ein ehrenwerter Vertreter dieser Moritatenkultur. Seine Kompositionen sind die Kennmelodien der Kriminaltheaterstücke des Theater Fink.

In der Wandertheaterserie Großkopfade und Sacklpicka, die vor drei Jahren auf den Spuren eines Vormärzmordes ihren Ausgangspunkt in Wien-Landstraße nahm, belebt das Theater Fink (Susita Fink, Claudia Hisberger, Walter Kukla) Wiener Stadtgeschichte neu. In Teil zwei, Da Einedrahra in der Leopoldstadt, steht der zugewanderte Wiener Unternehmer und Nobelmann Peter Ritter von Bohr im Zentrum. Er wurde 1845 wegen Geldfälscherei verhaftet. Der in die Länge gezogene Kriminalfall aus höchsten Kreisen (Bohr soll gar mit dem Kaiser bekannt gewesen sein) gibt dem revolutionär gestimmten Theaterensemble Anlass, Parallelen zur Gegenwart zu ziehen ("Grasser geht's nimmer!").

In elf Stationen von der Kirche St. Leopold bis zum Nestroy-Denkmal in der Praterstraße führt die Spurensuche zurück in den Vormärz, angeführt von Moldens Klängen (Knopfharmonika: Walter Soyka). Eine bei Bauarbeiten in einem einst von Bohr bewohnten Wiener Zinshaus gefundene mumifizierte Leiche gibt Rätsel auf. War Bohr auch ein Mörder?

Da Einedrahra ist eine rundum sympathische, durchwegs altmodische Form des Volkstheaters (mit integriertem Puppenspiel), die ein prononciertes Wienerisch pflegt. Es winkt gelegentlich der Zaunpfahl, bleibt aber spannend. (Margarete Affenzeller, 12.8.2016)