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Kalifornien kämpft regelmäßig mit Wasserknappheit und Dürre. Rechenzentren sind dafür zwar nicht die Ursache – doch der Wasserverbrauch, den die vielen dort angesiedelten Serverfarmen aufweisen, ist enorm.

Foto: AP / Rich Pedroncelli

San Franciso / Wien – Online-Shopping, intelligente Kühlschränke, vernetztes Fahren – je digitaler unser Leben wird, desto größer werden die Datenberge. Der globale Datenverkehr wird in diesem Jahr ein Volumen von einem Zettabyte erreichen, das entspricht 328 Milliarden DVDs.

Die Daten werden in riesigen Rechenzentren verarbeitet und gespeichert, die zum Teil so groß wie Flugzeughangars sind. Jeder Klick löst in den Serverfarmen Rechenvorgänge aus, die Strom verbrauchen. Die Datenzentren verbrauchen derzeit rund drei Prozent des weltweiten Energiebedarfs, Tendenz steigend. Zudem braucht es enorme Wassermengen, um die von Servern freigesetzte Wärme zu kühlen.

Zwar hat Facebook im nordschwedischen Luleå südlich des Polarkreises ein gigantisches Rechenzentrum errichtet, um Kosten für die Kühlung zu sparen. Doch die meisten Rechenzentren stehen immer noch in den USA. 800 Serverfarmen, mehr als in jedem anderen US-Bundesstaat, werden nach Angaben der Technologieberatungsfirma 451 Research LLC in Kalifornien betrieben – einer Region, in der akute Wasserknappheit herrscht. Der US-Bundesstaat mit dem ariden und subtropischen Klima wurde wiederholt von Dürren heimgesucht.

Erlass zum Wassersparen

Angesichts schwindender Wasservorräte hatte der kalifornische Gouverneur Jerry Brown im Frühjahr 2015 per Dekret angeordnet, dass die Städte und Gemeinden ihren Wasserverbrauch im Vergleich zu 2013 um ein Viertel senken müssen. Die Wassersparmaßnahmen sind inzwischen wieder aufgehoben, doch die Lage ist noch lange nicht entschärft. Je mehr Facebook-Videos wir hochladen und je mehr Whatsapp-Nachrichten wir verschicken, desto mehr Energie und Kühlwasser benötigen die Rechenzentren.

Das Wall Street Journal rechnete in einem Artikel vor, dass ein "mittelgroßes", mit 15 Megawatt betriebenes Rechenzentrum 130 Millionen Gallonen (etwa 492 Millionen Liter) Wasser verbrauche. Das entspricht dem Wasserverbrauch von 40 Hektar Mandelbäumen, drei Krankenhäusern oder zwei 18-Loch-Golfplätzen.

Widersprüchliche Zahlen

Die Berechnung wurde von Fachverbänden kritisiert, weil ihr ein zu hoher Energieverbrauch zugrunde gelegt wurde. Facebook legte in seinem "Nachhaltigkeitsbericht" offen, sein Rechenzentrum in Forest City im Bundesstaat North Carolina hätte im Jahr 2015 124 Millionen Liter Wasser verbraucht. Das Datenzentrum in Luleå habe dagegen nur 34 Millionen Liter Kühlwasser benötigt. Insgesamt verbrauchte der Internetkonzern 221 Millionen Gallonen (837 Millionen Liter) Wasser, 70 Prozent davon entfielen auf die Rechenzentren.

Die Zahlen sind für Außenstehende schwer zu überprüfen, weil die Konzerne die Berechnung nicht offenlegen und sich gerne mit dem Nachhaltigkeitslabel "Green Energy" dekorieren, das die wahren Umstände des Verbrauchs bemäntelt. Peter Hopton, Gründer der Kühlfirma Iceotope, behauptete, ein einziges Rechenzentrum würde pro Stunde bis zu 20.000 Liter Wasser konsumieren – was dem Verbrauch einer Kleinstadt entspricht. Hopton nannte den Wasserverbrauch der Tech-Konzerne in einem trockenen Bundesstaat wie Kalifornien "irre". Ausgerechnet im Wüstenstaat Nevada, in Las Vegas, steht das derzeit größte Rechenzentrum SuperNAPSwitch, das mit 215.000 Quadratmetern so groß wie 30 Fußballfelder ist. Und in den trockenen Einöden des Bundesstaats Utah betreibt Ebay eines seiner größten Rechenzentren.

Anleger fordern Maßnahmen

Die Investoren sind ob des steigenden Wasserverbrauchs beunruhigt. Brian Rice, Portfolio-Manager beim Pensionsfonds California State Teachers' Retirement System, der unter anderem Aktien an Facebook hält, sagte zur Finanznachrichtenagentur Bloomberg: "Wir wollen, dass unsere Portfolio-Unternehmen der Wassernutzung Rechnung tragen und angemessene Maßnahmen ergreifen, um den Wasserverbrauch zu reduzieren."

Ein zunehmendes Problem sind auch die CO2-Emissionen. Laut einem Bericht der Globale-Sustainability Initiative (GeSI) sind Rechenzentren weltweit für zwei Prozent der Treibhausgase verantwortlich, so viel, wie die zivile Luftfahrt emittiert. Mit Facebook-Likes und Instagram-Fotos hinterlassen Nutzer einen gewaltigen ökologischen Fußabdruck (Adrian Lobe, 14.8.2016)