Es sind knöcherne Ablagerungen, die beim Fersensporn das Gewebe rundherum irritieren. Überlastung ist sehr oft die Ursache, auch Fußfehlstellungen können die Faszien dort reizen.

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Im Nachhinein ist meist alles nicht so schlimm. Der Fersensporn sei nur vorübergehend gewesen, erzählte Donald Trump kürzlich der New York Times, eine "unbedeutende Krankheit", die ihn nicht sehr beeinträchtigt habe. Auf den Arzt hat das seinerzeit aber offenbar anders gewirkt. Denn er bescheinigte Trump, dass dieser, im Frühling 1968, nicht zum Militär muss – das bewahrte ihn vor einem Einsatz in Vietnam.

"Ein Fersensporn ist kein Grund, nicht zur Armee zu gehen", sagt Nicolaus Andratschke, der Patienten mit Strahlentherapie am Uni-Spital Zürich behandelt. "Er kann zwar sehr schmerzhaft sein, aber es gibt akute und weniger akute Phasen. Alltagsarbeiten und Bürotätigkeiten kann man damit trotzdem gut bewältigen." Mit einem Fersensporn könne man keine 30-Kilometer-Märsche machen, bestätigt Reinhard Weinstabl, Sporttraumatologe in Wien. "Aber nicht jeder Soldat muss marschieren."

Wie es sich anfühlt

Zur Erkrankung: An der Ferse können sich zwei Arten von Spornen bilden. Es sind Knochenauswüchse: der eine an der Fußsohle, eine Reaktion auf chronische Überlastung. Der andere am oberen Ende der Ferse, dort, wo die Achillessehne ansetzt. Der obere Sporn ist entweder angeboren oder bildet sich als Reaktion von Überlastung der Achillessehne. Viel häufiger sei der untere Fersensporn, sagt Victor Valderrabano, Orthopäde in Basel. Er entsteht durch Überlastung der Plantarfaszie. Das ist ein dickes, fächerförmiges Band an der Fußsohle, das die Ferse mit den Zehen verbindet. Wird sie zu sehr beansprucht, entstehen winzige Risse, die der Körper irgendwann nicht mehr reparieren kann.

"Plantarfasziitis ist die Diagnose dafür", erklärt Valderrabano. Gefährdet sind Jogger oder Menschen, die beim Gehen die Fersen stark belasten. Übergewicht und Fehlstellungen im Fuß erhöhen das Risiko. "All das verursacht einen chronischen Zug an der Faszie, und sie wehrt sich dagegen, indem sie Knochen bildet."

Oft kämen die Patienten erst, wenn die Fasziitis chronisch sei und sich ein Fersensporn gebildet habe, erzählt Valderrabano. Die akute Form mit starken Schmerzen und geschwollener Ferse sehe er selten – "die Leute können dann kaum laufen". Bei der chronischen Fasziitis schmerzt die Ferse vor allem morgens nach dem Aufstehen oder nach langem Sitzen. Beim Gehen wird es meist besser, aber im Laufe des Tages nach längerem Stehen oder Laufen wieder schlimmer. "So eine Plantarfasziitis schränkt die Mobilität ziemlich ein", sagt Peter Bock, Spezialist für Fußchirurgie am Orthopädischen Spital in Wien. "Aber bei 90 Prozent der Patienten bessern sich die Beschwerden mit konservativer Therapie, und sie kommen um eine Operation herum."

Was der Ferse hilft

Ist die Diagnose gesichert, rät Weinstabl, Fußabdrücke und eine Laufanalyse machen zu lassen. "Nur so kann man die richtige Behandlung auswählen." Es gibt diverse Therapien, aber es ist nicht belegt, welche am besten wirkt. Gegen die Schmerzen helfen körperliche Schonung, Kühlen oder nichtsteroidale Antiphlogistika, aber vermutlich besser in Kombination mit anderen Maßnahmen. Für essenziell hält Valderrabano Physiotherapie und Dehnübungen: Ausfallschritt nach vorn und die Wade dehnen oder auf der Treppenstufe wippen und die Hacken nach unten hängen lassen. Bei Übergewicht hilft Abnehmen.

Bei Fehlstellungen im Fuß können orthopädische Schuheinlagen helfen. Wen es nicht stört, kann sich eine Plastikschiene über Nacht anschnallen, die die Faszie ständig leicht dehnt. Spritzen mit Botulinumtoxin oder Kortison helfen einigen kurzfristig, vor Kortison solle man aber die Finger lassen, warnt Valderrabano "Es bringt zwar Linderung, aber wenn man immer wieder spritzt, kann die Faszie reißen." Ziemlich abstrus mutet eine Spritzentherapie mit eigenem Blutplasma an, hierzu gibt es aber kaum wissenschaftliche Untersuchungen.

Täglich dehnen

Wer nach drei Monaten immer noch Schmerzen hat, kann Stoßwellentherapie oder Laser probieren, wobei sich hier die Studien über die Wirksamkeit widersprechen. Eine Alternative ist Strahlentherapie. Auch bei chronischen Formen erreiche man Schmerzlinderung.

Hat jemand nach einem Jahr immer noch Beschwerden, könne man über eine Operation nachdenken, sagt Fußchirurg Bock. Dabei entfernt er in einer Schlüssellochoperation das entzündliche Gewebe im Bereich der Faszie. "Besser wäre natürlich, man vermeidet das", sagt Weinstabl. "Läufer sollten sich ihre Schuhe vom Fachmann empfehlen und regelmäßig kontrollieren lassen." Und das Wichtigste: "Immer schön dehnen – am besten täglich."(Felicitas Witte, 14.8.2016)