Italiener suchen heuer das Dolce Vita überwiegend im eigenen Land. Vor der Fontana di Trevi in Rom geht es selten so ruhig zu.

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Mailand – Die Italiener wollen im Sommer nicht mehr zu Hause bleiben. Rund 33 Millionen Bewohner der Apenninenhalbinsel sind im Juli und August unterwegs, wobei der Großteil inzwischen die Ferien im eigenen Land verbringt. Die Experten des Hotelierverbandes Federalberghi erklären die neuerwachte Vorliebe zum Urlaub in der Heimat mit dem Wunsch nach mehr Sicherheit.

Um einst beliebte Ferienziele wie etwa Ägypten oder Tunesien, die Türkei oder europäische Großstädte wie Paris und London machen die Italiener nun einen Bogen. Fachverbandspräsident Bernabó Bocca erwartet für die Sommersaison (Juni bis September) mit Tourismusumsätzen in Höhe von 21,5 Milliarden Euro ein Plus von 17 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum. 70 Prozent aller Italiener urlauben am Strand, 7,7 Prozent besuchen Städte, 6,7 Prozent zieht es in die Berge und 5 Prozent an einen der oberitalienischen Seen. Mit elf Tagen im Durchschnitt gönnt sich Italiens Bevölkerung zwei Tage mehr "Vacanza" als im Vorjahr.

Mehr ausländische Gäste

Aber nicht nur die Einheimischen bevölkern derzeit die Strände des Mittelmeers und suchen vor Ferragosto, dem römischen Sommerfest am 15. August, dort noch Unterkunft. Federalberghi erwartet 2016 die Ankunft von bis zu drei Prozent mehr ausländischen Gästen, wobei vor allem Touristen aus Deutschland, den USA und Frankreich die höchsten Zuwachsraten verzeichnen.

2015 reisten laut Banca d'Italia 51 Millionen Ausländer nach Italien und gaben 33,5 Milliarden Euro aus. Zwar war diese Zahl durch die Weltausstellung Expo in Mailand beeinflusst, doch berichtet die Wirtschaftsmetropole Mailand, dass bis Ende Juni 2016 bereits fünf Prozent mehr ausländische Gäste in der lombardischen Metropole weilten als ein Jahr zuvor.

Der Verbraucherverband Unione Nazionale Consumatori zeigt sich allerdings beunruhigt, dass bei einer allgemeinen Deflation die Flugpreise in dieser Saison um durchschnittlich 21, die Schifffahrten um 26,5 Prozent gestiegen seien. Die Preise in Feriendörfern und auf Campingplätzen haben sich um 19 Prozent und jene für All-inclusiv-Angebote um elf Prozent verteuert, kritisiert Verbandssekretär Massimiliano Dona. (tkb, 12.8.2016)