Glänzend.

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Wer recherchiert, ist meinungsschwach. Vier Worte, die die Kolumnistin an sich und den Kolumnisten an sich nicht wirklich schlecht beschreiben. Wir im Sport sind sowieso der Meinung, alles besser zu wissen, wir wissen aber auch, dass die Meinung von heute der Irrtum von morgen sein kann.

Siehe Rio. Haben nicht (fast) alle gemeint, dass die Stadt in einem Verkehrschaos ersticken würde? Von wegen, Rio atmet quasi durch. Praktisch alle Sportstätten sind gut erreichbar, die neue U-Bahn-Linie ist rechtzeitig fertig geworden, von der Copacabana zum olympischen Park in Barra braucht man öffentlich kaum länger als eine gute Stunde. Das Ruderzentrum, das Segelzentrum, das Maracanã-Stadion und die Maracanãzinho-Halle liegen allesamt direkt an der U-Bahn.

Man hätte es ahnen können. Schon der Name Rio de Janeiro ist ein Irrtum. Der portugiesische Seefahrer Gaspar de Lemos hatte die Guanabara-Bucht am 1. Jänner 1502 entdeckt und sie für die Mündung eines großen Flusses gehalten, dem er den Namen "Fluss des Jänners" gab. Knapp 440 Jahre später ist der große Schriftsteller und Wahlbrasilianer Stefan Zweig über die Guanabara-Bucht noch so richtig ins Schwärmen geraten. "Alle Schiffe aller Nationen fänden darin gleichzeitig Raum, so weit und schwunghaft wölbt sie sich mit ihren vielen einzelnen Baien und Vorgebirgen aus, und innerhalb dieser aufgebrochenen Riesenmuschel liegen wie Perlen verstreut eine Unzahl Inseln, jede anders in Form und Farbe."

Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Nicht einmal die Goldmedaille. Die besteht zu 93 Prozent aus Silber, zu sechs Prozent aus Bronze und nur zu einem einzigen Prozent aus Gold – wie sich recherchieren ließ. (Fritz Neumann, 10.8. 2016)