Es klingt nach Herkulesaufgabe, und es ist auch eine: die OMV aus dem Schlamassel zu steuern, in das sie sich selbst manövriert hat. Viel zu lang hat der Konzern zu teuer Öl und Gas gefördert. Produktionskosten von 70 Dollar und mehr wie in Teilen der Nordsee konnten weggesteckt werden, solange das Fass 100 Dollar kostete wie vor zwei Jahren. Bei Preisen von 50 Dollar und weniger lässt sich nichts mehr kaschieren, da ist Feuer am Dach.

Mit Rainer Seele wurde ein Feuerwehrmann aus Deutschland geholt. Er soll den Brand löschen, der unter seinem Vorgänger Gerhard Roiss zu schwelen begonnen hat. Kaum kann er in einem Bereich "Brand aus" rufen, bricht nebenan ein neuer aus. Beispiel Nordsee: Dort hat die OMV 2013 im größten Zukauf ihrer Geschichte diverse Beteiligungen an Öl- und Gasfeldern erworben. Raus aus unsicheren Ländern, rein in sichere, hieß es damals. Doch was hilft es, in einer politisch sicheren Region auf Lagerstätten zu sitzen, wenn auf jedes Fass, das gefördert wird, viel mehr draufgelegt werden muss, als man bekommt.

Nun beginnt der Abverkauf. Eine Beteiligung konnte soeben an ein kanadisches Unternehmen weitergereicht werden, gleichzeitig fiel aber eine Wertberichtigung von mehr als einer halben Milliarde Euro an. Loch auf, Loch zu – das wird noch länger so weitergehen. Es sind die schwierigen Zeiten, in denen sich zeigt, ob ein Management gut ist oder nur Durchschnitt. Möge das jetzige ein gutes sein. (Günther Strobl, 10.8.2016)