Berlin – Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hat nach dem Brexit-Votum erneut eine Unabhängigkeit Schottlands ins Spiel gebracht. Es sei eine der Optionen, "ein unabhängiges Land zu werden und auf diese Weise weiterhin Mitglied der EU zu bleiben", sagte sie am Dienstag im "Tagesthemen"-Interview (Dienstag) im deutschen Fernsehen.

Ein erneutes Referendum hinsichtlich der schottischen Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich schloss Sturgeon deshalb nicht aus. Es gebe "echte Sorgen nicht nur in Schottland, sondern auch in anderen Teilen Großbritanniens bezüglich des Schadens, den der EU-Austritt unserer Wirtschaft, unserer Gesellschaft, unserer Kultur und unserer Bevölkerung allgemein zufügen wird", sagte sie nach einer ARD-Übersetzung.

Noch 2014 hatte eine Mehrheit in einem Referendum gegen eine Abspaltung Schottlands gestimmt. Die Unabhängigkeit blieb ein Traum. Die Brexit-Abstimmung hat diesen aber wieder befeuert. Beim Referendum über den EU-Austritt am 23. Juni stimmten in Schottland 62 Prozent für einen Verbleib in der EU.

Deshalb habe sie "eine Pflicht und eine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass ich unsere Interessen so weit wie möglich verteidige", sagte Sturgeon. Bei ihrem Besuch in Brüssel habe sie zudem wahrgenommen, dass es für den Rest der Europäischen Union sehr positiv wäre, wenn ein Teil Großbritanniens bleiben und weiterhin Teil der europäischen Familie der Nationen sein wolle. (APA, 9.8.2016)