Jerusalem – Israel hat erneut einen palästinensischen Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisationen im Gazastreifen festgenommen. Der Ingenieur soll für das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) gearbeitet und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas geholfen haben, wie der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Bet am Dienstag mitteilte.

Die UN-Agentur bestätigte die Festnahme eines Auftragnehmers und kündigte eine interne Untersuchung an. Israel werfe ihm den Transport von 300 Tonnen Bauschutt von einem UNDP-Projekt zu einem Hafen der Hamas vor, heißt es in einer Erklärung.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas bezeichnete die Vorwürfe als grundlos. Die Anschuldigungen seien Teil des israelischen Planes, die Blockade des Gazastreifens zu verschärfen. "Das Ziel ist, die Aktivitäten dieser Hilfsorganisationen zu beschränken", teilte ein Sprecher schriftlich mit.

Der nun festgenommene Mann soll laut Israel unter anderem die Hamas mit UN-Mitteln beim Bau eines Bootssteges unterstützt haben. Die Hamas nutzt nach Angaben von Palästinensern Fischerboote für Patrouillenfahrten. Zur Höhe der gezahlten Beträge machte der Shin Bet keine Angaben.

Israel hatte zuvor am letzten Donnerstag einen palästinensischen Projektleiter der christlichen Hilfsorganisation World Vision angeklagt, der im Gazastreifen arbeitete. Der israelische Geheimdienst wirft dem Mann vor, Hilfsgelder in Höhe von bis zu 45 Millionen Euro an die Hamas weitergeleitet zu haben. World Vision wies die Vorwürfe zurück. Eine Sprecherin sagte, in den vergangenen Jahren habe das Budget für Gaza lediglich 22,5 Millionen Euro betragen.

Israel ermittelt offensichtlich auch gegen einen Mitarbeiter der Kinderhilfsorganisation Save the Children. Die Organisation bestätigte am Dienstag eine Anfrage israelischer Behörden zu einem ihrer Mitarbeiter im Gazastreifen. Allerdings sagte ein Sprecher in Berlin: "Save the Children wurde bezüglich des Verdachtsfalls von den zuständigen Behörden bisher nicht über die Einzelheiten der Anschuldigungen informiert." Man habe eine interne Untersuchung angestrengt. Das israelische Außenministerium wollte sich nicht zu dem Fall äußern.

Israel wirft der Hamas vor, eine Terrorinfrastruktur zu unterhalten und Angriffe auf Israel zu verüben. Israel hat vor dem Gazastreifen eine Seeblockade verhängt. (APA, 9.8.2016)