Unerklärliche Verdunkelung

Im September letzten Jahres hat der Hauptreihenstern KIC 8462852 nicht nur unter Astronomen für einiges Aufsehen gesorgt. Während Sternenkollegen in derselben Lebensphase gleichmäßig vor sich hin strahlen, sich also verhalten, wie man von es ihnen erwarten würde, tanzt dieser spezielle Stern gänzlich aus der Reihe. Seine unregelmäßigen Helligkeitsschwankungen, die sich nicht mit natürlichen Phänomenen eindeutig erklären lassen, riefen Forscher auf den Plan, die gleich mit exotischen Erklärungen bei der Hand waren und spekulierten, dass künstliche Strukturen einer außerirdischen Zivilisation den Stern immer wieder verdunkelten.

Aktuelle Beobachtungen scheinen diese Erklärung nun zumindest nicht zu entkräften – im Gegenteil: Wie Forscher um Benjamin Montet vom California Institute of Technology in Pasadena mithilfe des Kepler-Weltraumtelekops feststellen konnten, verliert KIC 8462852 kontinuierlich an Helligkeit. In den vergangenen vier Jahren wurde der Stern um 3,5 Prozent dunkler. Kein anderer Stern, der mit Kepler bisher ins Visier genommen wurde, zeigt ein ähnliches Verhalten. Was die Ursachen dafür betrifft, sind Montet und seine Kollegen noch völlig ratlos, Aliens will er aber vorerst keine ins Spiel bringen. "Wir brauchen weitere Untersuchungen, alternative Hypothesen und neue Daten, um das Gesamtbild der Beobachtungen dieses sehr mysteriösen Objekts zu erklären", erklärt der Wissenschafter.

Foto: IPAC/NASA

Die Landwirtschaft kam mit dem Floß

Was landwirtschaftliche Fähigkeiten betrifft, waren die Bewohner der Mittelmeerinsel Zypern vergleichsweise früh dran: Bereits vor fast 11.000 Jahren dürften die Zyprioten keine Jäger und Sammler mehr gewesen sein, wie unlängst sensationelle archäologische Funde (im Bild Überreste einer neolithischen Siedlung auf Zypern) belegten. Doch auf welchen Wegen Ackerbau und Viehzucht auf die Insel gekommen sind, war bislang unklar. Neueste Untersuchungen israelischer Forscher zeigten nun, dass die Menschen des sogenannten vorkeramischen Neolithikums auf Flößen samt Saatgut und Nutztieren von der Südküste der heutigen Türkei auf das 65 Kilometer entfernte Eiland gerudert waren. Die Wissenschafter rekonstruierten anhand von meteorologischen und hydrografischen Untersuchungen die Klimaverhältnisse der damaligen Ära und wiesen dabei nach, dass zwischen April und Oktober ein verlässlicher Nordwestwind in Richtung Zypern blies, den die frühen Ackerbauern zu nutzen wussten. Dieser Seeweg dürfte aber nicht nur vereinzelt befahren worden sein. Die Archäologen schließen aus zahlreiche Indizien, dass es vor 10.000 Jahren bereits einen regelrechten Fähr-Betrieb zwischen Kleinasien und Zypern gegeben hat.

Foto: CNRS

Jagen mit Schall ist älter als gedacht

Die Jagd mithilfe von Ultraschalllauten ist eine relativ junge Errungenschaft der Evolution. Zahnwale stellen mithilfe ihres Echolotsystems erst seit wenigen Millionen Jahren ihrer Beute nach. Nun aber haben Forscher um Morgan Churchill vom New York Institute of Technology anhand eines ungewöhnlich gut erhaltenen fossilen Walschädels festgestellt, dass die Meeressäuger schon länger entsprechende anatomische Merkmale besaßen. Die Wissenschafter entdeckten mit CT-Scanns, dass die Spezies Echovenator sandersi vor 27 Millionen hochfrequente Töne wahrnehmen konnte, Schall also, der für den Menschen bereits weit jenseits der Hörgrenze liegt. Churchill und seine Kollegen schließen im Fachjournal "Current Biology" daraus, dass E. sandersi diese Fähigkeit bei der Jagd während der Nacht bzw. in großer Meerestiefe einsetzte.

Illu.: A. Gennari 2016

Atmosphärenkollaps im Jupiterschatten

Io zählte schon bisher zu den ungewöhnlichsten Monden des Sonnensystems. So gehört sie etwa zu den wenigen Objekten, auf denen aktiver Vulkanismus festgestellt werden konnte. Was nun Astronomen herausgefunden haben, macht den Jupitertrabanten allerdings nochmal ein Stück spektakulärer: Der US-Forscher Constantine Tsang und seine Kollegen vom Southwest Research Institute (SwRI) konnten mithilfe des TEXES-Spektrografen am Gemini North Teleskop auf Hawaii beobachten, dass die dünne Schwefeldioxid-Atmosphäre des innersten Galileischen Mondes kollabiert und gleichsam zu Schnee gefriert, sobald er im Schatten von Jupiter verschwindet. Wenn Io von der Sonne erwärmt wird, gast das Eis wieder aus und die Atmosphäre regeneriert sich. Vermutungen über diesen Vorgang gab es bereits zuvor, doch erst die aktuellen Untersuchungen bestätigten den Verdacht.

Foto: Nasa

Zuwachs für den Goldteju

Bislang hielt man den in Südamerika heimischen Goldteju (auch Iguan) für eine einzige Art aus der Familie der Schienenechsen. Nun stellte sich aber heraus, dass die bis zu 1,4 Meter langen Tiere tatsächlich vier unterschiedliche Spezies ausmachen dürften: Wie Forscher um John Murphy vom Field Museum of Natural History in Chicago im Fachblatt "Plos One" berichten, verbergen sich hinter dem bisher gebräuchlichen Namen Tupinambis teguixin drei weitere optisch schwer unterscheidbare Kryptospezies, also Arten, die sich nicht miteinander fortpflanzen können.

Foto: John Murphy

Spektakulärer Grabschatz auf Zypern entdeckt

Die 1816 gebaute Moschee Hala Sultan Tekke nahe des Flughafens von Larnaka auf Zypern ist nicht nur eine wichtige Stätte des Islam. Die Umgebung der einst zu ehren einer Tante Mohammeds erbauten Moschee, die hier von einem Maultier gefallen und verstorben sein soll, gilt seit Ende des 19. Jahrhunderts als archäologische Schatzkammer. Jüngste Funde zeigten, dass sich hier zwischen 1600 und 1150 vor unserer Zeitrechnung eine überraschend große und wohlhabende Stadt befunden hat. Objekte aus Ägypten, Mykene und aus der Levante belegen, dass ihre Einwohner bereits weitreichende Handelsbeziehungen etabliert hatten.

Nun stießen Forscher um Peter Fischer von der Universität Göteborg auf ein bronzezeitliches Grab mit spektakulärem Inhalt: 17 Tote wurden zusammen mit prächtigem Goldschmuck, Perlen, einem Dolch aus Bronze, vergoldeten Skarabäen aus Ägypten (im Bild) und über 100 Keramikgefäßen bestattet. "Es ist eines der reichsten Gräber in ganz Zypern aus dieser Periode", so Fischer. Ersten Vermutungen zufolge handelt es sich um das Grab einer wohlhabenden Familie, unter den Toten sind acht Kinder zwischen fünf und zehn Jahren sowie neun Erwachsene bis 40 Jahre. Sie dürften etwa um 1500 vor unserer Zeitrechnung gestorben sein.

Foto: Peter Fischer

Riesengleiter schließen Lücke in unserem Stammbaum

Der Riesengleiter – auch bekannt als Pelzflatterer oder Colugo – führt ein verstecktes Dasein im südostasiatischen Regenwaldes. Leicht zu Gesicht sind die katzengroßen Tiere auch wirklich nicht zu bekommen: Tagsüber versteckt, gehen sie erst bei Dunkelheit auf Nahrungssuche – indem sie mithilfe einer Gleitmembran, die sich über ihren gesamten Körper erstreckt, über 100 Meter weit von Baum zu Baum gleiten. Den Boden betreten die Riesengleiter niemals freiwillig.

Einst hielten Forscher das Tier für einen Vertreter der Primaten, doch nun steht endgültig fest: Der Riesengleiter bildet eine eigene, den Affen und Halbaffen nächstverwandte Gruppe. Dafür lieferte ein Forscherteam mit Beteiligung der Universität Münster nun dank Genomanalysen erstmals einen eindeutigen Beweis. Wie die Wissenschafter in "Science Advances" berichten, schließe sich damit eine 80 Millionen Jahre zurückliegende Lücke in der Abstammungslinie des Menschen: Die Primaten haben einen gemeinsamen Vorfahren mit dem Riesengleiter.

Erste kommerzielle Asteroiden-Mission angekündigt

Das Interesse an der Ausbeutung von Asteroiden ist längst kein reines Hirngespinst mehr. In ihrem Gestein kommen etliche Rohstoffe vor, die auf der Erde höchst begehrt sind. Wie eine Raumsonde der NASA ermittelte, dürfte zum Beispiel der nur knapp 35 Kilometer lange Asteroid Eros an die 20 Milliarden Tonnen Metalle enthalten – darunter Gold und Platin. Wenig überraschend also, dass erdnahe Asteroiden immer stärker in den wirtschaftlichen Fokus rücken: Erst im Februar dieses Jahres beschloss etwa die Regierung von Luxemburg eine Initiative zur Förderung europäischer Asteroiden-Aktivitäten – auch, um den diesbezüglichen Rückstand gegenüber den USA zu verringern.

Nun ist es aber doch ein kalifornisches Unternehmen, das mit den ersten konkreten Plänen an die Öffentlichkeit tritt: Die Firma Deep Space Industries will noch vor 2020 eine Raumsonde zu einem Asteroiden schicken. Nach Angaben des Unternehmens soll die Sonde Prospector-1 zunächst einen erdnahen Asteroiden kartieren und dann einen Landeversuch unternehmen. Das vorrangige Ziel sei, Technologien für spätere Bergbau-Missionen zu testen. Davor soll es 2017 mit Prospector-X eine kleine Vorläufermission geben – diese ist in Kooperation mit Luxemburg geplant, wo das Navigationssystem entwickelt wurde.

Foto: Deep Space Industries

Tiefe Schluchten mit flüssigem Methan

Auf dem Saturnmond Titan geht es eiskalt, aber doch auch recht bewegt zu: Es gibt Wolken, Regen, Seen und sogar ein Meer – freilich aus Ethan und Methan. Nun berichten Forscher um Valerie Poggiali (Uni Rom) in den "Geophysical Review Letters", dass es auf Titan auch Canyons gibt, in denen Methan fließt. Radarmessungen der NASA-Raumsonde Cassini enthüllten, dass diese verzweigten Schluchten bis zu 570 Meter tief und knapp einen Kilometer breit sind.

Erste Hinweise darauf gab es schon länger: Cassini-Daten hatten schon vor einigen Jahren gezeigt, dass ein über 400 Kilometer langer Zufluss in Ligeia Mare, den zweitgrößten See auf Titan, mündet. Dunkle, verzweigte Strukturen an den Seiten des Vid Flumina benannten Flusses deuteten schon damals mögliche Canyons an, doch Nachweis gab es dafür keinen. Diesen konnten nun Poggiali und Kollegen erbringen: Sie ermittelten aus der Laufzeit der reflektierten Radarimpulse Daten über diese Strukturen. Wie sich herausstellte, sind sie bis zu 570 Meter tief, etwa einen Kilometer breit und weisen mit mindestens 40 Grad Neigung relativ steile Wände auf. Die Radardaten ließen auch deutliche Hinweise erkennen, dass sich am Grund einiger Schluchten (im Bild mit weißen Kreisen markiert) eine glatte, stark reflektierende Oberfläche befindet – dabei handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Methan.

Foto: nasa / jpl-caltech / asi

Kristalle mit exotischen Eigenschaften entdeckt

Sogenannte metallorganische Gerüste (metal organic frameworks, MOF) werden schon länger in der Chemie, etwa bei der Katalyse und Gastrennung, eingesetzt. Diese Materialien mit speziellen Eigenschaften werden in aufwendigen Verfahren künstlich hergestellt. Nun zeigte sich allerdings, dass derartige Stoffe keineswegs allein synthetischer Natur sein müssen: Ein Team um Tomislav Friščić von der McGill University in Montreal entdeckte in siebzig Jahre alten Mineralproben aus einer russischen Mine metallorganische Kristalle, die völlig natürlich gewachsen sind. Wie die Forscher im Fachjournal "Science Advances" schreiben, bilden die exotischen Minerale Stepanovit und Zhemchuzhnikovit aus Metallatomen und großen organischen Molekülen komplexe Netzwerke. Auf die Spur gekommen sind sie der besonderen, Poren-reichen Wabenstruktur mithilfe von Strukturanalysen mit Röntgenstrahlung. (dare, tberg, 15. 8. 2016)

Foto: McGill University