Eva Glawischnig.

Foto: ORF/Hans Leitner

Wer die Chefin der Grünen zum "Sommergespräch" bittet, braucht auf die Bekundung seines Wohlwollens nicht zu verzichten. Susanne Schnabl traf am Montagabend auf Eva Glawischnig. Allfällige Bedenken kleidete sie in seidig knisternde Sorge und Anteilnahme.

Seit der nachlässig gepflegte Bart Kaspanaze Simmas spurlos von den Bildschirmen verschwunden ist, kämpfen die Grünen auf dem Land mit Akzeptanzproblemen. Glawischnig, die vor allem über Aleppo sprechen wollte, strafte Schnabls Befund mit heroischer Nichtbeachtung. Die Frau hat freilich andere Sorgen. Sie möchte "Österreich weiterbringen, Lösungen finden, in Regierungen gehen".

Doch ehe Glawischnig das erwartbare Lob der Schnellbahn sang, fand sie doch noch Gelegenheit, auf den (unsichtbaren) Bauerntisch zu hauen. "Ich komm' selbst aus Oberkärnten", versicherte sie streitbar. Und als ob das nicht schon reichte: "I bin a Frau!" Glawischnig schlägt sich bekanntlich mit dem Klischee herum, eine Spaßbremse zu sein. Zeit also, mit Vorurteilen schüchtern aufzuräumen. Sie wolle niemandem das Schnitzel ausreden. Fehlte nur, sich selbst der Betretung von Zeltfesten zu bezichtigen. Anders gefragt: Ist Blasmusik eigentlich grün?

Glawischnig sagte über ihren Werdegang: "Ich bin in die Städte gegangen!" Dieser Satz könnte natürlich geradewegs von Bertolt Brecht stammen. Der kam auch einmal aus den "schwarzen Wäldern" direkt in die große Stadt Berlin, um vor Boxringen zu sitzen und Zigarren zu rauchen, die lang waren wie Ladestöcke. Mit solchen Stumpen kann Glawischnig nicht dienen. Sie begnügt sich – laut einer Wählerin – mit dem erhobenen Zeigefinger. (Ronald Pohl, 9.8.2016)