Wien – Der Präsident des PEN-Zentrums Deutschland, Josef Haslinger, hat in der "ZiB 24" des ORF-Fernsehens zu den Entwicklungen in der Türkei kritisch Stellung genommen. Die Türkei sei zu einer Diktatur geworden, sagte der österreichische Autor am Montagabend. Trotzdem solle man die EU-Beitrittsgespräche nicht abbrechen, um die europafreundlich gesinnten Menschen in der Türkei nicht im Stich zu lassen.

"Die Türkei ist mehr oder weniger eine Diktatur geworden", denn dort, wo Exekutive und legislative Gewalt in der Hand einer Person lägen und die freie Justiz ausgeschaltet sei – "das ist dann eine Diktatur". Wenn dann noch die vierte Macht, die Presse und Öffentlichkeit, ausgeschaltet werde – "alle kritischen Geister wurden verhaftet" –, "da kann man von einer Diktatur sprechen", argumentierte Haslinger.

Gespräche abzubrechen wäre Fehler

Die EU sollte aber mit der Türkei trotzdem auf jeden Fall weiterreden, findet der Autor. Die Option, die Türkei im jetzigen Zustand in die EU aufzunehmen, die stelle sich ja ohnehin nicht einmal. Aber jetzt die Gespräche abzubrechen, wäre ganz falsch, meint Haslinger.

Man müsse sich sehr um die verfolgten Menschen in der Türkei kümmern. Die Menschenrechte seien universal, wenn sie in anderen Ländern verletzt werden, "dann geht uns das etwas an". Man könne nicht einfach Autoren aufgrund ihrer Gesinnung verhaften, forderte er deren Freilassung und schloss sich einer dementsprechenden Forderung der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek an. (APA, 9.8.2016)