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Akihitos Ansprache wurde öffentlich übertragen.

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Die Rede als Text in englischer Übersetzung.

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Akihito mit Kronprinz Naruhito im Jänner 2015.

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Tokio – Der japanische Kaiser Akihito deutete in einer seltenen Videoansprache am Montag seine Abdankung nach 28 Jahren auf dem Thron an. Der 82-jährige Tenno, so der Adelstitel, sagte, er sei besorgt, dass es ihm aufgrund seines Alters schwerfallen könnte, seine Pflichten zu erfüllen. Das letzte Mal wandte er sich anlässlich der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 an das Volk.

Der Sender NHK hatte vergangenen Monat berichtet, dass Akihito nach einer Herzoperation und einer Behandlung wegen Prostatakrebses zurücktreten wolle. Dieser Schritt wäre für Japan beispiellos, es existiert keine rechtliche Regelung für diesen Fall.

Der 82-Jährige äußerte sich in der rund zehnminütigen Rede nicht direkt über mögliche Überlegungen, den Thron noch zu Lebzeiten an seinen Sohn zu übergeben. Über diese Option hatten vor einigen Wochen japanische Medien berichtet.

Änderung im Thronfolgegesetz wäre nötig

Eine Abdankung sieht das japanische Thronfolgegesetz derzeit nicht vor, dieser Passus müsste also erst einmal geändert werden. In der kaiserlichen Hierarchie ist vorgesehen, dass Akihitos ältester Sohn, Kronprinz Naruhito (56), nach ihm Kaiser wird. Akihito, dessen Regentschaft den Namen Heisei ("Frieden schaffen") trägt, ist der erste Tenno, der sein Amt nicht mehr als Gott antrat. Sein 1989 gestorbener Vater, Kaiser Hirohito, hatte nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg der Göttlichkeit des Kaisers entsagt.

CNN-Bericht mit englischer Übersetzung der Rede.
CNN

Während Umfragen zufolge die meisten Japaner Verständnis für einen Rücktritt hätten, sind viele Konservative aus der Partei von Regierungschef Shinzo Abe dagegen. Sie fürchten eine Debatte darüber, ob auch Frauen den Thron besteigen dürfen sollen. Dies wäre für Traditionalisten ein Tabubruch. Abe erklärte nach der Rede, er nehme Akihitos Äußerungen ernst. Man müsse darüber nachdenken, was angesichts seines Alters getan werden könne.

Akihito hat seine Verpflichtungen als Monarch zuletzt zurückgefahren und wird öfter von Kronprinz Naruhito vertreten. Der japanische Kaiser verfügt über keine politische Macht. Er ist aber laut Verfassung ein Symbol für den Staat und für die Einheit des Volkes. Was das genau bedeutet, darüber schweigt sich die Verfassung aus.

Die 23-köpfige kaiserlichen Familie lebt auf Staatskosten und kostet die Steuerzahler etwa 250 Millionen Euro im Jahr. Nur die Tochter des Kaisers, Nori, lebt ein bürgerliches Leben auf eigene Rechnung. Dem Volk zeigt sich der Tenno nur zweimal im Jahr – an seinem Geburtstag am 23. Dezember und an Neujahr.

Royale Historie

Das japanische Königshaus ist die älteste Erbmonarchie der Welt, das Kaisertum existiert seit fast 2.700 Jahren, seit dem Urherrscher Jimmu, ununterbrochen und weist bisher 124 Nachfolger auf. Ein Rücktritt des Kaisers ist erst seit dem 19. Jahrhundert unmöglich, seit damals galt der Kaiser als "göttlich". Davor war eine Übergabe an den Nachfolgenden zu Lebzeiten üblich. (red, Reuters, 8.8.2016)