Manche Heldinnen haben kein Cape, keine Maske, keine kreischbunten Stiefel. Sie springen nicht aus der Stratosphäre, während die halbe Welt mit angehaltenem Atem zusieht. Aber sie erreichen übermenschliche Leistung mit ihren menschlichen Körpern. Manchmal bekommt die Welt eine zweite Chance, ihnen beim Heldinsein zuzusehen, nachdem sie zuvor weggesehen hat.
Die achtzehnjährige Yusra Mardini ist eine solche Heldin. Die begeisterte Leistungsschwimmerin hat auf ihrer Flucht aus Syrien gemeinsam mit ihrer Schwester und zwei weiteren Flüchtlingen 20 Menschen gerettet, als ihr Boot voller Nichtschwimmer im Mittelmeer zu kentern begann. Sie verbrachte 3,5 Stunden im kalten Wasser und zog das Boot, bis sie Lesbos erreichten. Sie munterte verängstigte Kinder auf, während sie dachte, wie absurd es sei, dass sie vielleicht ausgerechnet in ihrem Lieblingselement bei ihrer Lieblingstätigkeit sterben würde.
In Berlin angekommen, beschloss sie, das Erlebnis nicht als schreckliche Erinnerung, sondern als Inspiration zu betrachten, die sie in ihrer Berufsentscheidung nur bestärkte. Sie bekam die Gelegenheit zu trainieren, und ihr Coach dachte sie bereits für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 an.
Ihr Auftritt erfolgt dennoch schon heuer: als Teilnehmerin des Refugee Olympic Teams. Was immer dabei herauskommt: Yusra Mardini ist bereits jetzt eine Siegerin und ein Vorbild (Julya Rabinowich, 7.8.2016)