Die Krim, dort sind sie doch alle für Putin. Oder die Nato, das Bündnis müsse ohne die USA auskommen. Viel zu teuer.

So und so ähnlich äußert sich Donald Trump zu internationalen Fragen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat fällt durch extraordinäre Sprüche auf. Sie bringen links und rechts des politischen Spektrums die politische, journalistische, ökonomische und akademische Elite gegen ihn auf. Sie hat Angst vor einem Sieg des Rabauken.

Sogar Michael Stürmer, ein publizistischer Wortführer konservativer Außenpolitik, warnte dramatisch: Was passiert, wenn dieser Mann, gewählt von weißen Modernisierungsverlierern, einer Armada weißer Rentnerinnen und von den Soldaten und Familienmitgliedern der US Army, plötzlich am Atomknopf sitzt?

Teils saugt sich Trump die Ungeheuerlichkeiten aus den Fingern, teils sind sie geplant – von Leuten in seinem Beraterstab. Einer von ihnen ist der Chef der "presidential campaign", Paul John Manafort. Er war bereits Berater von George W. Bush, aber nicht in der ersten Reihe. Die New York Times hat jetzt in einer großen Story Manaforts Aktivitäten in den letzten Jahrzehnten vorgestellt und analysiert.

In den 1980er- und 1990er-Jahren verdiente Manafort Millionen Dollar durch Hilfestellungen für Diktatoren. Laut dem Bericht über politische Integrität The Torturers Lobby arbeitete er für den philippinischen Diktator Ferdinand Marcos sowie für die afrikanischen Despoten Mobutu und Siad Barre.

Worauf sich die New York Times nun konzentriert, ist Manaforts Rolle in der Ukraine. Der jetzt 67-Jährige baute neben seiner Lobbyistentätigkeit auch einen kleinen Immobilien- und Bauträgerkonzern auf. So kam er mit Trump in engeren Kontakt.

Nach der Orangen Revolution wurde Manafort vom Putin-Exponenten in der Ukraine, Wiktor Janukowytsch, engagiert, um 2004 mit US-Werbemethoden einen Wahlsieg zu erreichen. Das funktionierte und könnte ein Modell für die Zukunft sein: Russische Machthaber engagieren amerikanische Spezialisten, um ihre Macht zu sichern.

Manaforts Macht schwand rasch. Er wollte Janukowytsch dazu bringen, das umstrittene Abkommen mit der EU zu unterzeichnen. Es scheiterte an Wladimir Putin, führte zur Absetzung des Premiers und zur Krim-Annexion. Manafort tauchte unter und erschien 2014 erneut in der Ukraine – als Berater des Präsidenten Poroschenko.

In verschiedenen US-Medien wird spekuliert, Manafort könnte im Fall eines Wahlsiegs Donald Trumps Außenminister oder Außenhandelsminister der neuen US-Regierung werden. Das wäre fatal. Denn unabhängig vom weltanschaulichen Konzept eines neuen Präsidenten muss ein qualitativ hochwertiger Beraterstab zusammengestellt werden – und nicht ein Konglomerat von Emporkömmlingen.

In Washington ist es üblich, dass jeder neue Präsident die Spitzenbeamten auswechselt. Trump ließ eben in der Wahl seiner Wirtschaftsberater keine Zweifel – sie entstammen fast ausnahmslos seinem steinreichen Freundeskreis. (Gerfried Sperl, 7.8.2016)