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Es ist am Rio-Rande ein unbestätigtes Gerücht, dass bei einem Konvent der Kondomhersteller beschlossen werden soll, den Pariser in Brasilianer umzubenennen. Doch haben sich die Spiele fraglos verdient gemacht. Die Produktion von "native Latex" aus dem Amazonasgebiet ist im Olympia-Vorfeld förmlich explodiert. 450.000 Gratiskondome stehen für Sportlerinnen, Sportler, Trainerinnen, Trainer und Offizielle bereit, das ist Rekord. Auf jede Bewohnerin und jeden Bewohner des olympischen Dorfs kommen 42 Verhüterli, dreimal so viele wie in London 2012. Dabei hat Olympia nur 17 Tage. Außerdem werden sich nicht selten die Wege einer Dorf-Bewohnerin und eines Dorf-Bewohners kreuzen, und wenn die zusammenlegen – doppeltes Hurra.

Natürlich machen Kondome Sinn, wenn so viele durchtrainierte, junge Menschen zusammenkommen. Kondome verhindern Kinder und Krankheiten, aktuell auch die Übertragung des Zika-Virus. Seinerzeit ist der große Schriftsteller und Wahlbrasilianer Stefan Zweig noch so richtig ins Schwärmen geraten über die Mangue, den großen Liebesmarkt von Rio. "Auch dieser abseitige Winkel, der sich in anderen Städten, seines Geschäfts irgendwie schamvoll bewusst, in die hässlichsten und verfallensten Quartiere drückt, hat in Rio noch Schönheit und wird ein Triumph der Farbe und des vielfältigen Lichts."

Doch das ist auch schon 75 Jahre her, und die Zeiten haben sich geändert. Mit "Pariser", dem Wort, fängt in Brasilien sowieso niemand etwas an, hier ist von "camisinhas" die Rede, von Hemdchen. Vierzig Automaten also mit Gratis-Hemdchen stehen im Olympiapark, im olympischen Dorf – und im Medienzentrum. Hurra! (Fritz Neumann, 7.8.2016)