Mit der "größten Programmreform aller Zeiten" ging Alexander Wrabetz 2007 ins Rennen. Manches glückte, anderes schlug fehl. Eine Erinnerung in 19 Bildern

3,3 Millionen Euro jährlich ließ sich Alexander Wrabetz Chili kosten. Die Abwerbung des im Privatsender ATV erfolgreich bissigen Society-Moderators ging schief: Dominic Heinzl musste öffentlich-rechtliche Sittsamkeit walten lassen. Den Zusehern wurde es schnell fad, nach zwei Jahren war der Spaß vorbei. 2012 kam es zu einem letzten Aufschrei – als der Rüpelrapper Sido Heinzl in der Talenteshow Die große Chance mit der Faust zum Schweigen bringen wollte. Voll daneben.

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Am Tag des Brexit gab Thomas Schäfer-Elmayer in Guten Morgen Österreich Benimmtipps während Hitzeperioden. Alexander Wrabetz schuf das Frühstücksfernsehen, damit mächtige Landeschefs mächtigen Stiftungsräten nahelegen, wen sie wählen sollen. An uns haben sie dabei nicht gedacht. Schluchz.

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Nach 45 Folgen, unaushaltbaren Drehbüchern, hölzernen Dialogen und sechs Millionen Euro Kosten war die Daily Soap Mitten im Achten, was sie bis heute blieb: der schlimmstmögliche Unfall der "größten Programmreform aller Zeiten".

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Die Frau mit Bart und nichtveganem Namen ging 2014 auf alleiniges Geheiß der Fernsehchefin nach Kopenhagen und holte den Schaaß. Kathrin Zechner sah, dass es gut war. Unpackbar unstoppbar.

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Fünf Frauen und ein Glücksfall: Um die kratzigen Vorstadtweiber reißt sich das Publikum, als ginge es um den Sommerschlussverkauf bei Prada oder Louis Vuitton. Warum? Nichts ist schöner, als den Reichen beim Straucheln zuzuschauen.

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Wrabetz setzte der Zwangsbeglückung ein Ende und gab die Durchschaltung der ZiB auf. Stattdessen gab es "Chili" und danach "Two and a Half Men", "The Big Bang Theory" und das ZiB Magazin in Endlosschleife. Volltreffer (Achtung: Ironie!). Weiterer "Meilenstein" der Information ab 2013: Heute Mittag. Muss man nicht gesehen haben.

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Reden allein reicht nicht, dachten Dodo Roscic und Christian Sailer, im Extrazimmer musste geraucht und getrunken werden. Die Gäste waren genervt. Nicht nur sie. Aus nach knapp vier Monaten. Ersetzt wurde die Sendung durch den wiederauferstandenen Club 2, bei dem sich wieder bewahrheitete, dass in der Erinnerung vieles besser, aufregender und spannender wirkt. Von 2007 bis 2012 quälte man sich durch Diskussionen, bei denen einem der Mund offen stand. Aber nicht vom Staunen, sondern vom Schlafen.

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Kathrin Zechners Vertrauen in Stermann/Grissemann war blind. Das mussten die Zuschauer bei der albernen Samstagabendshow Keine Chance ausbaden. Einmalig im Sinne von einmal und nie wieder.

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Beim österreichischen Tatort muss man von zwei Zeitrechnungen sprechen: der Ära vor Adele Neuhauser, die quälende Langeweile garantierte. Sie ging am 6. März 2011 zu Ende, und fortan ging die Post ab. Neuhauser holte die Österreich-Tatorte aus dem Giftschrank. Danke, Bibi, du hast die Sonntagabende besser gemacht.

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ORF-Reporter Ed Moschitz begleitete 2010 für Am Schauplatz rechtsradikale Jugendliche, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sah sich falsch verstanden, es folgte eine monatelange Hatz. Noch immer sind nicht alle Verfahren abgeschlossen. Gegen eine Entschädigung von 13.000 Euro berief die FPÖ.

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Der Versuch, mit Altes Geld Reich und blöd als Serie zu spielen, war ambitioniert, war von betörender Schönheit bis zum Wimpernschlag Sunnyi Melles'. Aber die Dreharbeiten standen mit dem Tod des großen Gerd Voss unter keinem guten Stern, und sind Beweis dafür, dass eben nicht jeder ersetzbar ist. David Schalko setzte dem Grind und dem Waldviertel in Braunschlag ein Denkmal. Unvergessen die Wabbelbäuche der Herren Robert Palfrader und Nikolas Ofczarek.

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Apropos Ofczarek: Bei den Staatskünstlern war er Niko Pelinka, den Alexander Wrabetz zu seinem Büroleiter machen wollte. Als SPÖ-naher Stiftungsrat hatte Pelinka parteipolitische Schlagseite und Laura Rudas im Nacken. Es kam zum Skandal, die Staatskünstler hatten ihr gefundenes Fressen. Und wir mit Ofczarek und der peitschenschwingenden Claudia Kottal als Laura Rudas narrisch große Freude.

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Werner Faymann stand Ingrid Thurnher in Im Zentrum ausführlich Rede und Antwort über dies und das. Die anderen Parteien fanden das Kanzlersolo ungerecht, sie finden, die Plätze im wichtigsten Polittalk des Landes seien redlich zu teilen, um dort ähnliches wie der ehemalige Kanzler von sich zu geben: heiße Luft.

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Wie bitte? war der Versuch, jungem, urbanem Publikum eine unterhaltsame, gescheite Sendung zu machen. Es gelang – und ging aber trotzdem schief. Wahrscheinlich, weil die Bobos mit Marmeladeeinkochen, Second-Hand-Shoppen und Karotten-Ingwer-Törtchen-naschen beschäftigt waren.

Bevor Willkommen Österreich wöchentliche Spaßschau wurde, musste es als von der Ära Lindner aufgebauschte Vorabendrubrik schnell sterben. Nur zwei Monate hielt der Plan, Teile davon – das Konsumentenmagazin Konkret und das Jahreszeiten-Magazin – blieben bis heute und konnten somit der Todeszone Vorabend entrinnen.

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Remakes von Filmen und Serien sind am internationalen TV-Markt schwer im Trend. So gesehen war die Idee, das inkontinente Schauspiel der Familie Lafite mit Liebe Familie NG wiederzubeleben, gewissermaßen seiner Zeit voraus. Zu unser aller Glück, damit haben wir es hinter uns.

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Mit Frank Stronach als erstem Fahrgast musste Hanno Settele bei der Wahlfahrt gar nicht mehr extrig aufs Gas steigen. Der Schlitten fuhr mit Schwung geradewegs ins Quotenglück. Dermaßen befeuert, ging man das große Wagnis ein, mit Dokeins jungem Zielpublikum Reportagen zuzumuten. Und – Überraschung! Es funktionierte.

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Das junge Societymagazin Szene ; ) ging im Zuge des großen Sparprogramms 2007 in die Klausur. Und kam nie wieder.

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Schlampig recherchiert und damit ein Geschenk für den Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer wurde die Causa Tempelberg. Journalismuskurs, erste Klasse: Check – Recheck – Doublecheck. (Doris Priesching, 7.8.2016)