Der in der Kamera präsentierte Notizblock enthielt bekannte Schummelcodes für "GTA 4".

Foto: GTA 4

Der gescheiterte Militärcoup in der Türkei hat in dem Land kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. Auf Betreiben von Präsident Recep Tayyip Erdogan wurden tausende Richter, Staatsanwälte, Lehrer, Sicherheitskräfte und Journalisten anderer Berufssparten inhaftiert sowie zahlreiche Medien geschlossen oder unter staatliche Kontrolle gestellt. Die Europäische Menschenrechtskonvention wurde ausgesetzt, derzeit wird über die Wiedereinführung der Todesstrafe debattiert.

Der Putsch und seine Folgen beschäftigt wenig überraschend auch die Zeitungen und Fernsehsender in der Türkei. Einen Fauxpas hat sich laut Spiegel nun der Nachrichtensender A Haber geleistet, der sich auf die Suche nach den Geheimnissen hinter dem versuchten Umsturz begeben hat.

Zahlencodes auf Notizblock im Müll

Dort fischte man vor der Kamera einen Notizblock aus einem Müllbehälter, in dem Abfälle von Unterstützern von Erdogans Intimfeind Fethullah Gülen lagern sollen. Darauf niedergeschrieben: "Gesundheit und Waffen", "Gesundheit und Rüstung" und ähnliche Begriffe, zusammen mit Zahlencodes. Laut der Reporterin Dinge, die man bei einem Putsch durchaus benötigen kann.

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Allerdings offenbart schon die erste Aufschrift des Zettels seinen eigentlichen Inhalt. Es handelt sich um Cheatcodes für "Grand Theft Auto 4", die sich auch mit einer kurzen Internetsuche verifizieren lassen. Wer im Spiel zum Handy greift und beispielsweise 482-555-0100 eintippt, stattet Hauptfigur Niko mit voller Gesundheit und Waffen aus. A Haber vermutet allerdings fälschlicherweise, dass es sich um geheime Botschaften von Putschisten handeln könnte.

Putsch soll über "Clash of Kings" organisiert worden sein

Die Kritik an der Berichterstattung ließ nicht lange auf sich warten. Auf Twitter gab sich die Reporterin uneinsichtig. Sie verwies darauf, dass in der Vergangenheit schon öfters Spiele von Terroristen genutzt worden waren, um sich unentdeckt auszutauschen. In Verdacht standen in der Vergangenheit etwa schon das PlayStation Network und das Online-Rollenspiel "World of Warcraft".

A Haber selbst berichtete kürzlich, die Putschisten hätten unter anderen den chinesischen Messenger QQ und die Chatfunktionen des Free2Play-Smartphonespiels "Clash of Kings" zur Organisation genutzt.

Nicht das erste Mal ist ein TV-Sender beim Umgang mit Videogames in ein Fettnäpfchen gestiegen. So wurden etwa schon Ausschnitte aus der Militärsimulation "Arma 2" und anderen Spielen irrtümlich als echtes Filmmaterial ausgegeben. (gpi, 04.08.2016)