Ein "Bienenbaum" mit aktiven Nestern (dunkel) und verlassenen Waben (hell) im Chitwan National Park (Nepal).

Foto: Gerald Kastberger

Infrarotaufnahmen zeigen durch das Ventilationssystem bedingte Temperaturunterschiede im Nest.

Foto: Gerald Kastberger

Graz – Die in Süd- und Südostasien heimische Riesenhonigbiene (Apis dorsata) lebt zwar in großen Kolonien, aber weitgehend schutzlos im Freien. Um räuberische Angriffe abwehren zu können, verfügt sie neben ihrem Stachel noch über weitere effektive Verteidigungsfähigkeiten: Indem die Bienen nacheinander Flügel und Hinterleib umklappen, können ganze Völker in Sekundenschnelle ein wellenförmiges Muster erzeugen. So werden potenzielle Fressfeinde abgeschreckt und gleichzeitig auch Pheromone verteilt.

Ihre bis zu zwei Meter breiten Nester legen die Riesenhonigbienen in einer einzigen, frei hängenden Wabe im Geäst hoher Bäume an. Um diese große Wabe bildet die Kolonie einen "Vorhang" aus tausenden Individuen, die sich in bis zu sieben Schichten neben- und übereinander anordnen. In den Baumkronen sind sie zwar vor Überschwemmungen gefeit, jedoch Temperaturextremen ausgesetzt.

Kollektive Anstrengung

Forscher um Gerald Kastberger von der Universität Graz berichten nun im Fachblatt "Plos One", dass sich die Bienen bei großer Hitze offenbar mit einem cleveren Ventilationssystem behelfen: Durch synchrone Bewegungen im "Bienenvorhang" wird frische Luft aus der Umgebung in das Nest gleichsam "eingesaugt" und heiße Luft aus dem Inneren "ausgeatmet".

Schon 1999 haben die Forscher kleine Areale an der Nestoberfläche ausgemacht, die kurzzeitig auftreten und kühler sind als die Nachbarregionen, sagte Kastberger. Je wärmer die Außentemperatur, desto häufiger werden diese Regionen sichtbar. Kastberger: "Wir wissen jetzt, dass solche kühlere Flecken an der Nestoberfläche zu einem dynamischen Ventilationssystem gehören, das im Tierreich einzigartig ist." (red, APA, 4. 8. 2016)