Bei einer Protestaktion vor dem Rathaus forderten Betroffene mit ihren Kindern letzte Woche die Rettung der Alt-Wien-Kindergärten.

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Wien – Vergangene Woche ist die Stadt Wien dem privaten Kindergartenträger Alt-Wien noch einmal entgegengekommen. Sie gab ihm bis Mittwoch Zeit, die Bestätigung der Bank nachzubringen, wonach er seine Schulden zurückbezahlen kann.

Es geht um 6,6 Millionen Euro, die der Betreiberverein rund um Richard Wenzel in den Jahren 2009 bis 2014 missbräuchlich verwendet haben soll. Mit städtischen Fördergeldern sollen unter anderem Immobilien saniert worden sein. Die Stadt Wien forderte neben der Garantie der Rückzahlung die immer noch ausständige Abrechnung für das Geschäftsjahr 2015 und eine rechtsgültige Bestätigung über einen neu eingesetzten Vorstand.

Am Freitag letzter Woche hieß es: Werden diese Schriftstücke nicht bis Mittwoch nachgereicht, so bedeutet dies das Ende aller Alt-Wien-Einrichtungen. Rund 2.300 Kinder würden dann mit Ende August ihren Betreuungsplatz verlieren und 300 Pädagogen ihre Arbeitsstelle.

"Beunruhigende" Signale

Bis Mittwochnachmittag lag der Stadt Wien die Bankbesicherung jedoch nach wie vor nicht vor. Wenzel reizt damit die Nerven der Zuständigen. So sprach Daniela Cochlar, Geschäftsführerin der MA 10, von "beunruhigenden" Signalen Wenzels. Sein Anwalt wolle sich erst am Donnerstagvormittag mit der Causa beschäftigen. Wenzel hingegen versicherte der Austria Presse Agentur, die Bankbesicherung zu haben. Er hatte von der Stadt eine Garantie gefordert, dass sie weiterhin mit Alt-Wien zusammenarbeiten wird. Diese "Blankogarantie" wollte man ihm nicht erteilen.

Die Stadt verlängerte aber die Frist neuerlich: Falls es die Garantie auf dem Postweg nicht bis Mitternacht ins Rathaus schaffen sollte, werde man am Donnerstagvormittag noch einmal einen Blick ins Behördenpostfach werfen.

"Schwarze Schafe"

Wie wichtig private Kindergärten für die Stadt sind, darauf weist unterdessen die Elementarpädagogik-Expertin Heidemarie Lex-Nalis hin. Die Sprecherin der Plattform Educare sagte zum STANDARD, dass sich in letzter Zeit einige Betreiber zwar "als schwarze Schafe herauskristallisiert" hätten, der Großteil aller privaten Kindergärten werde jedoch von Vereinen und Einzelpersonen betrieben, die mit den Fördergeldern sorgfältig umgehen. Private Kindergartenbetreiber seien für eine weltoffene Stadt wichtig: "Sie sorgen dafür, dass Eltern vielfältige Auswahlmöglichkeiten haben."

Qualitätsmerkmal

Lex-Nalis kann sich nicht erklären, wie es Trägervereine geben kann, die aus der Betreuung von Kindern Profit schlagen können: "Qualitätsvolle Kinderbetreuung kostet viel Geld, und viele Kindergartenbetreiber klagen darüber, dass die Fördermittel hinten und vorne nicht ausreichen." Sie hofft darauf, dass Kontrollen der Stadt künftig dafür sorgen, dass ein derartiger Geldmissbrauch nicht mehr vorkommt. (Rosa Winkler-Hermaden, 3.8.2016)