Daniel Toporis (links) und Wolfram Kastner mit einer einfach gehaltenen Erklärung zur Herkunft der Großstatue Kopernikus im Mirabellpark.

foto: thomas neuhold

Kopernikus als "NS-Kitsch-Skulptur" von Thorak.

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Salzburg – Er galt als "Hitlers Lieblingsbildhauer" und war einer der meistbeschäftigten Künstler des NS-Regimes: Der in Bayern geborene Josef Thorak lebte nach der Befreiung vom Nationalsozialismus bis zu seinem Tod 1952 in der Stadt Salzburg. Und hier wird er bis heute mit einer eigenen Straße und zwei gigantischen Skulpturen im Mirabellpark geehrt.

Alle Initiativen, der 1963 nach dem Nazi-Künstler benannten Straße im Stadtteil Aigen einen anderen Namen zu geben, fanden im Salzburger Gemeinderat keine Mehrheit. Zuletzt scheiterte die Bürgerliste im Jahr 2009 mit ihrem Antrag auf Umbenennung.

Dass der NS-Mann Thorak in Salzburg derart hofiert wird, führt immer wieder zu Beschmierungen der Straßenschilder oder aktuell gar zur Entwendung dieser. Aber auch seriöse Proteste von zeitgenössischen Künstlern sind wiederholt Thema. So hat beispielsweise der Salzburger Bildhauer Bernhard Gwiggner im Mai dieses Jahres mit einer Gegenskulptur zum Paracelsus auf den Thorak-Kult hingewiesen.

"Ent-Thoraken"

Mittwoch dieser Woche wurden der Salzburger Bildhauer Daniel Toporis und der Münchener Aktionskünstler Wolfram Kastner aktiv. Sie überklebten symbolisch einige Hausnummernschilder in der Thorak-Straße und brachten Tafeln an der Paracelsus- und der Kopernikus-Statue an. Toporis und Kastner fordern mit ihrer Aktion "Ent-Thoraken" die Neubenennung der Thorak-Straße. Kastner schlägt als Namensgeberin die 1942 von den Nazis ermordete Salzburger Malerin Helene von Taussig vor.

Dass eine Historikerkommission des Magistrats die Straßennamen in Salzburg bewertet und eventuell Erklärungstaferl anfertigen lässt, reicht den beiden Künstlern nicht: "Die sind erst beim Buchstaben J", sagt Kastner. "Das kann noch Jahrzehnte dauern, bis die beim T angelangt sind."

Die "NS-Großkitsch-Skulpturen" (Kastner) im Mirabellpark will das Künstlerduo aber stehen lassen. Sie sollen mit Erklärungstafeln versehen werden. Das fordert auch Gwiggner. Schließlich wären Statuen im öffentlichen Raum identitätsstiftend.

Die SS und die Herzl-Tafel

Für Salzburg sind Aktionen von Kastner nichts Neues. So hat dieser jahrelang immer wieder gegen das martialische Totengedenken der SS-Kameradschaft IV am Kommunalfriedhof protestiert; er hat einfach die mit "SS" gekennzeichnete Banderole des Kranzes abgeschnitten und öffentlich ausgestellt oder an den Bundespräsidenten gesandt. Das Totengedenken der SS ist Geschichte. Die meisten Kameradschaftsmitglieder sind längst verstorben.

Am bekanntesten ist die Aktion zur Herzl-Gedenktafel in Salzburg. 2001 hatte er als Lehrender an der Sommerakademie eine von der Stadt angebrachte Gedenktafel für den Gründer des Zionismus Theodor Herzl mit Filzstift ergänzt. Die sinnentstellende Wiedergabe von Herzls Tagebucheintrag war eine internationale Blamage für die Stadt: Das Zitat musste um den Zusatz, dass er, Herzl, als Jude in Salzburg nie hätte Richter werden können, ergänzt werden. Kastner wurde wegen Sachbeschädigung verurteilt. (Thomas Neuhold, 4.8.2016)