Österreich hat beim Stresstest der Banken schlecht abgeschnitten.

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Wien – Es ist ein Vergleich, den viele nationale Aufseher scheuen. Die Europäische Bankenaufsicht EBA hat ihn dennoch gewagt. Sie untersuchte nicht nur 51 Banken auf ihre Stressresistenz in einer tiefen Rezession, sondern rechnete auch Kapitalquoten für die einzelnen Länder aus. Quasi ein Durchschnittswert der Geldinstitute eines Staates.

Das Problem, das mehrere nationale Behörden damit haben: In einigen Ländern sind die am Stresstest teilnehmenden Banken durchaus repräsentativ, decken einen Großteil des Kreditapparats ab. In anderen Staaten, darunter Österreich, stellen die teilnehmenden Erste Group und Raiffeisen Zentralbank nur eine Minderheit des Sektors dar.

Großer Abstand

Wie auch immer: Die Länderdaten liegen vor und sind für Österreich alles andere als rühmlich. Der Bankensektor, also RZB und Erste, kommt nämlich im Stressszenario auf den schlechtesten Wert überhaupt. Mit einer harten Kernkapitalquote von 7,3 Prozent, gemessen an den risikogewichteten Aktiva, liegt er noch hinter den italienischen und irischen Banken. Der Abstand zum europäischen Durchschnitt von 9,4 Prozent ist erheblich, zum Spitzenreiter Schweden (16,5 Prozent) gewaltig.

Das schlechte Abschneiden liegt weniger daran, dass die zwei Institute übermäßig von einem Konjunkturschock betroffen wären. Vielmehr ist die Ausgangslage bescheiden: Schon ohne Simulation eines Konjunkturschocks samt Verfall der Aktien- und Immobilienpreise tragen die österreichischen Banken die rote Laterne.

Raiffeisen ist verantwortlich

Moody's schreibt dazu in einem Bericht, dass die RZB mit ihrer schwachen Ausgangsbasis – verbunden mit dem riskanteren Kreditportfolio – für das schwache Abschneiden Österreichs verantwortlich sei. Die Aktie der RZB-Mehrheitsbeteiligung Raiffeisen Bank International hat für das Stresstestergebnis ordentlich Prügel bezogen. Nach einem Kurssturz von fast fünf Prozent am Montag ging es am Dienstag neuerlich bergab, wenngleich deutlich langsamer.

Noch viel ärger erwischte es die italienischen Aktien. Die Bank-Austria-Mutter Unicredit musste neuerlich vom Handel ausgesetzt werden und lag am Nachmittag rund acht Prozent im Minus. Ähnlich erging es den anderen Geldinstituten des Landes, wobei sich die Krisenbank Monte dei Paschi im freien Fall befand. Nach einem Kurssturz von zwölf Prozent auf nur noch 27 Cent die Aktie wurde auch hier der Handel unterbrochen. Am Montag hatte der Wert noch massiv zugelegt, nachdem die Europäische Zentralbank Freitagabend einen Kapitalisierungsplan genehmigt hatte.

Deutsche Bank stürzte ab

Nicht viel besser ergeht es der Deutschen Bank, die am Dienstag mehr als vier Prozent verlor. Die Aktie flog wegen der geschrumpften Marktkapitalisierung aus dem Börsenindex Stoxx Europe 50, dem Eliteklub der europäischen Wertpapiere. Der Kurs ist innerhalb eines Jahres um zwei Drittel nach unten gerasselt, die Bank nur noch 16 Milliarden Euro wert. Ähnlich erging es Credit Suisse – auch die Schweizer Großbank wurde aus dem Stoxx 50 verbannt. Commerzbank-Aktien verloren sogar acht Prozent. (Andreas Schnauder, 2.8.2016)