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Die Arbeitslosigkeit in den USA sinkt, weiteres Jobwachstum ist nicht zu erwarten.

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Wien – Die Sorgen um die globale Konjunktur nehmen zu. Schuld sind enttäuschende Wachstumszahlen aus der größten Volkswirtschaft der Welt, den USA. Ökonomen hatten für das zweite Quartal eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 2,5 Prozent prognostiziert – geworden ist es ein Plus von 1,2 Prozent. Für das erste Quartal wurde das Wachstum nachträglich von 1,1 auf 0,8 Prozent revidiert. Gestützt wird das Wachstum allein vom privaten Konsum.

Sorge bereitet Analysten die schwache Produktivität: Zuletzt erzielten Unternehmen kaum Effizienzsteigerungen. Eine Untersuchung des Conference Board, eines unternehmensnahen Thinktanks in Washington, kommt zu dem Ergebnis, dass die Produktivität der US-Unternehmen im Jahr 2016 zum ersten Mal seit 30 Jahren sinken könnte. Alle Industrieländer leiden unter kaum noch steigender Produktivität.

Wachstum auf null

Seither läuten Analysten die Alarmglocken. Die deutsche Bank hat als Reaktion auf die schwachen Wachstumszahlen einen Bericht veröffentlicht, in dem sie davor warnt, dass die USA sich auf eine langanhaltende Periode ohne Wachstum vorbereiten müssen. Eine Anhebung der Leitzinsen rücke in weite Ferne.

Ökonomen des Finanzdienstleisters Capital Economics wollen aus den Zahlen herauslesen, dass die US-Wachstumsrate in Zukunft an der Nulllinie liegt.

Doch woher kommt dieser Pessimismus? Es gibt ja auch gute Nachrichten: Die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten sinkt seit über 70 Monaten und liegt bei gerade noch 4,9 Prozent (siehe Grafik). Die Konsumenten sind in Kauflaune und haben zuletzt mehr Autos, Computer und Kühlschränke erworben.

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Produktivitätskrise

Die schlechte Nachricht lautet, dass der Konsum der einzige Lichtblick ist. Die Investitionen von Unternehmen in Fabrikanlagen, Maschinen und Software sind hingegen bereits seit Mitte 2015 rückläufig. Sinkende Konzernausgaben sind ein Anzeichen dafür, dass eine Volkswirtschaft in Turbulenzen schlittert.

Aus den Daten wird zudem ersichtlich, dass die USA unter einer Produktivitätskrise leiden. Der Conference Board, ein unternehmensnaher Thinktank in Washington, hat vor kurzem eine Analyse über die Produktivitätsveränderung der US-Arbeitnehmer veröffentlicht. Die Ökonomen haben sich angesehen, wie sich die Menge an Waren und Dienstleistungen entwickelt, die ein Arbeitnehmer pro Stunde herstellt bzw. erbringt. Die Stundenproduktivität stieg zuletzt kaum noch und wird 2016 erstmals seit 30 Jahren rückläufig sein.

Fehlen die Ideen?

Dabei ist nicht klar, wie die beiden Phänomene – keine Investitionen, keine Produktivitätszunahme – zusammenhängen. Einige Ökonomen glauben, dass fehlende Investitionen in neue Maschinen und Technologien schuld daran sind, dass Unternehmen nicht effizienter werden. Eine andere Denkschule sieht einen umgekehrten Zusammenhang: Der Welt sind die guten Ideen ausgegangen. Unternehmen finden einfach nichts, worin es sich im großen Stil zu investieren lohnt.

Sicher ist, dass die sinkende Produktivität das verbliebene Wachstum bedroht. "Konsum allein kann auf Dauer nicht das Wachstum tragen", sagt Ökonom Klaus Weyerstraß vom Institut für Höhere Studien. Damit Verbraucher weiterhin mehr ausgeben können, muss ihr Einkommen stetig zulegen. Ohne Steigerung der Produktivität ist das aber nicht möglich – ein höheres Einkommen muss ja erwirtschaftet werden.

Arbeitslosigkeit sinkt

Hilfreich für das Wachstum war in den vergangenen Monaten der Umstand, dass die Zahl der Arbeitslosen in den USA weiter abgenommen hat. Weniger Arbeitslosigkeit bedeutet höheren Konsum. Laut dem Deutsche-Bank-Analysten Dominic Konstam herrscht im Land nun fast Vollbeschäftigung, positive Impulse sind aus dieser Richtung also nicht mehr zu erwarten. Somit gebe es kein Fundament mehr für weiteres Wachstum, Firmen könnten sogar gezwungen sein, Arbeitskräfte abzubauen. (András Szigetvari, 2.8.2016)