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Rauch über Aleppo nach einem Luftangriff am Sonntag.

Foto: REUTERS/Ammar Abdullah

Aleppo – Islamistische Kämpfer haben nach Angaben von Rebellen und Aktivisten eine neue Offensive im Süden und Südwesten von Aleppo gestartet, um die Belagerung durch syrische Regierungstruppen zu durchbrechen. Islamistische Gruppen wie Ahrar al-Scham und Jihadisten wie die frühere Al-Nusra-Front, die sich nun Fateh-al-Scham-Front nennt, wollten eine neue Versorgungsroute öffnen, hieß es am Sonntag. Laut der "Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte" handelt es sich um die heftigste Rebellen-Offensive seit Monaten. Fatah al-Scham habe zwei Angriffe mit Autobomben gegen Stellungen der Regierungstruppen und ihrer Verbündeten in einem Vorort im Südwesten geführt sowie mehrere Stellungen der Armee erobert.

Rebellen hätten zudem südliche Stadtviertel der Metropole beschossen, die von Soldaten des Machthabers Bashar al-Assad kontrolliert werden. Im Gegenzug hätten Kampfflugzeuge Wohngegenden bombardiert, die von Aufständischen beherrscht werden.

Humanitäre Katastrophe befürchtet

Vor gut zwei Wochen hatten die syrische Armee und ihre Verbündeten die letzte Versorgungsroute in die Rebellenviertel Aleppos gekappt. Internationale Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe.

Am Wochenende verließ nach Angaben der syrischen und russischen Regierung eine größere Zahl von Zivilisten die belagerten Rebellenviertel über sogenannte sichere Korridore. Zwischen 250.000 und 300.000 Menschen sind in der Stadt nach UN-Angaben eingeschlossen. Vier weitere Korridore sollten eingerichtet werden. Die Vereinten Nationen begrüßten dies zwar prinzipiell, forderten jedoch, dass solche Korridore und die Hilfe für die eingeschlossenen Menschen unter der Ägide der Uno stehen müssten.

Die russische Regierung gab am Montag bekannt, 320 Zivilisten hätten ihrer Zählung nach die Stadt bisher über die Korridore entlassen. Zudem hätten sich 82 Kämpfer ergeben und erwarteten nun einen Straferlass durch die syrische Regierung, sagte der russische Generalleutnant Sergej Rudskoj am Montag in Moskau.

Friedensgespräche "ohne Vorbedingungen"

Indes haben die Vereinten Nationen die Führung in Damaskus offiziell zu den für Ende August geplanten Friedensgesprächen eingeladen. Außenminister Walid Muallem habe ihm die Absicht seiner Regierung zur Teilnahme erklärt, sagte der stellvertretende UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Ramsi Esseldin Ramsi, nach einem Treffen mit Muallem in der syrischen Hauptstadt.

Muallems Stellvertreter Faisal Moukdad sagte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana, Damaskus sei bereit, die Friedensgespräche "ohne Vorbedingungen" wiederaufzunehmen – allerdings müssten diese in einem "intersyrischen Kontext ohne ausländische Einmischung" stattfinden.

Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura will die Friedensgespräche für Syrien Ende August wieder aufnehmen. Seit Anfang des Jahres gab es in Genf bereits zwei Verhandlungsrunden, die eine Friedensregelung für Syrien ermöglichen sollten. (APA, red, 1.8.2016)