Wien – Ein ausverkauftes Paschinger Waldstadion, viele Emotionen, ein 2:1-Erfolg des LASK und fliegende Sitzreihen: Das Linzer Derby zwischen dem LASK und Blau-Weiß in der Fußball-Erste Liga ist am Freitag mit schönen und hässlichen Szenen über die Bühne gegangen. In sportlicher Hinsicht avancierte Felix Luckeneder zum Mann des Spiels: Der Innenverteidiger erzielte beide Tore des LASK.

An die Tabellenspitze hat sich indes der FC Liefering gesetzt. Die Jungbullen halten nach einem souveränen 4:1-Erfolg in Wiener Neustadt als einziges Team beim Punktemaximum. Erster Verfolger bleibt Aufsteiger Wattens, der sich bei der Zweitliga-Heimpremiere gegen den FAC mit einem torlosen Remis begnügen musste.

Vier Punkte haben neben Wattens auch Lokalrivale Wacker Innsbruck, der LASK und Kapfenberg, die sich in Kapfenberg mit 1:1 trennten, sowie Austria Lustenau. Die Vorarlberger wandelten gegen Aufsteiger Horn einen 0:1-Rückstand noch zu einem 2:1 – dem ersten Saisonerfolg – um.

Ausverkauftes Paschinger Stadion

Es war das erste Linzer Derby seit vier Jahren auf Profiebene, damals hatte sich Blau-Weiß im prestigeträchtigen Vergleich mit 2:1 durchgesetzt. Die Gemüter im mit 6.290 ausverkauften Paschinger Stadion waren bereits beim Aufwärmen aufgeheizt: BW-Anhänger waren laut Polizei-Auskunft in den Fansektor des LASK eingedrungen. Fliegende Gegenstände – darunter auch Sitze – waren die Folge. Verletzt soll sich dabei niemand haben. Die Exekutive musste sich zwischen den jeweils angrenzenden Fansektoren postieren.

Die hitzige Stimmung auf den Rängen beruhigte sich jedoch mit Spielbeginn und wurde von der nicht minder emotionalen Performance der Akteure auf dem Rasen abgelöst. Der Außenseiter in Blau-Weiß startete engagierter, doch der LASK übernahm relativ rasch das Kommando. Die Elf von Trainer Oliver Glasner belauerte den gegnerischen Strafraum regelrecht. Doch richtig gefährlich wurde es erst, als sich ein Flankenversuch von Rajko Rep an die Latte senkte (19.).

Der Stadt-Vergleich blieb intensiv, doch hochkarätige Möglichkeiten sahen die Zuschauer kaum. Auch Rene Renner vermochte LASK-Goalie Pavao Pervan mit einem schlitzohrigen Schuss aus spitzem Winkel nicht zu überlisten (34.).

Praktisch mit dem Pausenpfiff jubelten die Schwarz-Weißen: Luckeneder köpfelte sich nach Peter Michorls Freistoßflanke den Ball an den eigenen Arm, von dem die Kugel ins Tor sprang. Das Tor zählte. Die Reklamationen des Aufsteigers folgten prompt: Der aufgebrachte BW-Goalie Hidajet Hankic bestürmte den Schiedsrichter-Assistenten. Schiedsricher Markus Hameter musste auf dem langen Weg in die Kabine die lautstarke Kritik von Trainer Wilhelm Wahlmüller über sich ergehen lassen.

Schwach geschossener Elfer

Nach dem Seitenwechsel jubelte Wahlmüller, zeigte Hameter doch auf den Elfmeterpunkt. Doch Florian Krennmayr scheiterte mit seinem schwach geschossenen Elfmeter an LASK-Goalie Pervan (51.). Dogan Erdogan hatte zuvor Darijo Pecirep im Strafraum zu ungestüm attackiert. Im Gegensatz dazu nützte der LASK seine Chancen eiskalt: Luckeneder setzte sich im Luftkampf gegen Thomas Jackel durch und köpfelte wuchtig zum 2:0 ein (58.).

Mit dem Mut zur Verzweiflung kamen die Gäste noch zu Topgelegenheiten. Thomas Goiginger scheiterte mit seinem Schuss an Pervan und der Latte und Renners Nachschuss blockte Luckeneder (61.). In der 83. Minute machte LASK-Leihgabe Tobias Pellegrini mit einem verwerteten Abpraller die Partie noch einmal spannend. Der Ausgleich gelang dem Außenseiter aber nicht mehr.

Zum überhaupt ersten Mal fand das Derby im Paschinger Waldstadion statt. Der LASK hatte nach langen Diskussionen mit der Stadt Linz als Vermieter der Linzer Gugl den Rücken gekehrt und könnte nun sogar die kommenden sechs Jahre in Pasching spielen. Der ehemalige Sport-Vorstand Jürgen Werner schloss im Halbzeit-Interview gegenüber "Sky" bereits eine baldige Rückkehr aus.

Remis in Kapfenberg

Früh jubeln durften die Zuschauer in Kapfenberg, denn Elias dos Santos staubte bereits nach drei Minuten zur Führung ab. Wacker-Goalie Pascal Grünwald hatte den Schuss von Maximilian Ritscher nach einem folgenschweren Fehlpass von Roman Kerschbaum nach vorne abgewehrt. Bis auf einen Schuss von Wacker-Stürmer Thomas Pichlmann (5.) zeigte der Gegentreffer bei den Gästen Wirkung. Wacker taumelte gegen die in der ersten halben Stunde stark aufspielenden Kapfenberger. Nur die Latte verhinderte Elias' zweites Tor (10.).

Doch allmählich erholten sich die Tiroler und kamen vor der Halbzeitpause sogar noch zum Ausgleich: Rami Tekir verwandelte eine Flanke von Alexander Riemann aus kurzer Distanz (37.). Die Tiroler nahmen den Schwung in die zweite Hälfte mit, waren fortan das spielbestimmende Team. Doch am Unentschieden änderte sich trotz Chancen auf beiden Seiten nichts mehr.

Triplepack in Wiener Neustadt

In Wiener Neustadt schoss Mergim Berisha den FC Liefering mit einem Triplepack zu einem 4:1-Erfolg. Florian Sittsam köpfelte die Neustädter zwar nach einer Ecke in Führung (19.). Doch dann traf Berisha mit einem 20-m-Flachschuss (28.), per platziertem Kopfball (49.) und Gewaltschuss von innerhalb des Strafraums (68.). Samuel Tetteh setzte mit einem schönen Freistoßtreffer den Schlusspunkt (83.). In der Vorsaison waren die "Jungbullen" in der Liga einzig gegen Wiener Neustadt sieglos geblieben.

Starke Keeper in Wattens

In Wattens sahen die rund 2.000 Zuschauer ein kurzweiliges Spiel ohne Tore. Was jedoch auch an den beiden Schlussmännern lag, die jeweils einen guten Tag erwischten. In der ersten Hälfte parierte FAC-Goalie Alexander Schlager einen von Lukas Katnik schwach geschossenen Strafstoß mit einer Fußabwehr (23.). Stefan Krickl hatte den durchbrechenden Christian Gebauer im Strafraum gefoult.

In der zweiten Hälfte wurden die Floridsdorfer immer stärker, doch Wattens-Torhüter Ferdinand Oswald bewahrte den Aufsteiger vor dem ersten Gegentor der Saison. Er "fischte" einen Kopfball von Thomas Hirschhofer mit einer Glanztat noch aus dem Eck (62.) und parierte auch gegen den alleine vor ihm auftauchenden Flavio Dias (66.). In der Schlussphase traf Wattens-Stürmer Milan Jurdik, der zum Auftakt zwei Mal gescort hatte, nur die Stange.

Wieder nichts für Horn

Für den ambitionierten Aufsteiger Horn verlief auch das zweite Gastspiel nach der Rückkehr in die Erste Liga nicht nach Wunsch. Die Waldviertler mussten sich nach der 0:1-Niederlage gegen Liefering auch Austria Lustenau mit 1:2 geschlagen geben. Dabei waren die Horner durch einen Treffer von Milan Bortel in Führung gegangen (17.). Doch die Vorarlberger waren über die gesamte Spielzeit die bessere Mannschaft, Peter Haring (38.) und Marco Stark (57.) hatten mit zwei Metalltreffern vorerst noch Pech.

Doch dann hämmerte ÖFB-U19-Kapitän Marco Krainz den Ball aus etwa 25 Metern via Innenstange ins Tor (70.). Und Julian Wiessmeier stellte die Weichen endgültig auf Sieg, als er nach Lochpass von Jodel Dossou den Gäste-Goalie umkurvte und zum 2:1 einschob. In der Nachspielzeit hielt Lustenau-Goalie Christopher Knett gegen Nils Zatl den ersten Saisonsieg der Lustenauer fest. (APA, 29.7.2016)

Erste Liga – 2. Runde:

WSG Wattens – FAC 0:0
Gernot Langes Stadion, SR Kijas.

SC Austria Lustenau – SV Horn 2:1 (0:1)
Reichshofstadion, SR Trattnig. Tore: Krainz (70.), Wießmeier (76.) bzw. Bortel (17.)

SC Wr. Neustadt – FC Liefering 1:4 (1:1)
Stadion Wiener Neustadt, SR Ciochirca. Tore: Sittsam (19.) bzw. M. Berisha (28., 49., 68.), Tetteh (83.)

Kapfenberger SV – Wacker Innsbruck 1:1 (1:1)
Franz-Fekete-Stadion. SR Schörgenhofer. Tore: Elias (3.) bzw. Tekir (37.)

LASK – Blau-Weiß Linz 2:1 (1:0)
Waldstadion Pasching, SR Hameter. Tore: Luckeneder (45.+2, 57.) bzw. Pellegrini (83.)