Durch die Spaltung verliert die Bank Austria 13 Töchter.

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Wien – Die Neuordnung der Bank Austria (BA) hängt an einem seidenen Faden. Für Montag, 10 Uhr, wurden die drei Aktionäre der österreichischen Unicredit-Tochter (neben den Italienern sind das die mit Minderheitenrechten ausgestatteten Miniaktionäre Betriebsratsfonds und AVZ) zur Hauptversammlung eingeladen. Auf der Tagesordnung: Abspaltung des Osteuropageschäfts (CEE) und Beschlussfassung zur Bilanz.

Betriebsratsfonds und Gemeinde-Wien-nahe AVZ Privatstiftung können die Abspaltung durch Fernbleiben von der Veranstaltung verhindern. Die Minderheitsaktionäre haben zuletzt unablässig das Forderungspaket verhandelt, an das sie ihre Zustimmung binden. Am Freitag sah es aber düster aus: "Die Hauptversammlung könnte in letzter Minute abgesagt werden", sagten Involvierte zum STANDARD.

Zu dünner Kapitalpolster

Der Punkt, an dem sich alles spießt, heißt: Geld, genauer gesagt Eigenkapital für die "Bank Austria solo", also die ohne CEE. Durch den Transfer der CEE-Sparte nach Mailand gingen der BA 8,2 Milliarden Euro an anrechenbaren Eigenmitteln verloren, die harte Kernkapitalquote der BA solo fiele laut Spaltungsbilanz von 16,25 auf 11,63 Prozent (die CEE-Einheit käme dafür auf dicke 23,42 Prozent).

Und das ist (nicht nur) den Minderheitsaktionären zu wenig und zu gefährlich. Sie verlangen von den Italienern die Absicherung des (abgemagerten) Geschäftsmodells durch Kapital. Die ursprüngliche Forderung der Vertreter des Betriebsratsfonds: Unicredit muss sicherstellen, dass die BA immer mit 250 Basispunkten (2,5 Prozent) über den regulatorischen Kapitalerfordernissen liegt. Damit konnten sich die Mailänder anfreunden – haben aber die Rechnung ohne die Aufsicht gemacht.

Aufsicht will Geld sehen

Denn: Den Aufsehern in der EU (Europäische Zentralbank, EZB) und in Österreich sind Garantien und Versprechungen aus dem wenig stabilen Italien zu wenig. Sie wollen, dass wirkliches Geld nach Wien fließt. Zu hoch seien die Risiken des neuen Bankmodells, vor allem in Hinblick darauf, dass 20 Milliarden Euro an sicherungspflichtigen Einlagen bei der künftigen Mini-BA bleiben.

Die Forderungen, um die nun bis zuletzt gekämpft wird und die auch die Aufsichtsbehörden erheben: Die Italiener sollen ihrer Österreich-Tochter eine Milliarde Euro sofort überweisen und 800 bis 900 Millionen in den kommenden zwei Jahren. Nur wenn das geschieht, wollen die Aufseher dem Deal ihren Sanktus geben. Die Minderheitsaktionäre sehen in der Milliarde das "Äquivalent" zu den ursprünglich geforderten 250 Basispunkten und das "Startkapital" für die geschrumpfte BA.

Geld dafür wäre in der Unicredit-Gruppe vorhanden: In der Münchner Tochter HypoVereinsbank (HVB; sie hat die Bank Austria an die Mailänder verkauft) parken noch 12,5 Mrd. Euro aus dem BA-Erlös. Das Kapital wurde auf Wunsch der deutschen Aufsicht nie nach Mailand überwiesen.

Zur Ader gelassen

Zur Erinnerung: Durch die Spaltung verliert die BA 13 Töchter mit einer Bilanzsumme von 80 Milliarden; ihre Bilanzsumme fiele auf 113 Milliarden Euro. 2015 trug CEE 600 Millionen zum BA-Gewinn von 1,3 Milliarden Euro bei. Weitere 300 Millionen stammten aus Sondereffekten.

Die übrigen Punkte des Pakets haben Betriebsrat und Mailänder abgehakt. Die BA soll Universalbank bleiben (also auch künftig noch ein paar Filialen haben), die CEE-Sparte von Wien aus teils mit BA-Bankern geführt werden; bei CEE-Verkäufen steht der BA ein Gewinnanteil zu.

Die Zeit drängt. Im Vertrag ist der 1. Oktober als "rechtlicher Wirksamkeitstag" für die Neuordnung "in Aussicht" genommen. Unicredit beteuert stets, der Deal werde, wie geplant, bis Ende 2016 finalisiert. (Renate Graber, 29.7.2016)