Die neue syrische Rebellengruppe Jabhat Fatah al-Sham (Front zur Eroberung Syriens) kommt mit einem schweren Geburtsfehler auf die Welt: Die frühere Nusra-Front hat eben nicht, wie es berichtet wird, mit Al-Kaida gebrochen. Vielmehr haben sich beide im Einvernehmen voneinander getrennt. Denjenigen Kreisen innerhalb der Nusra-Front, die gegen diese Trennung waren, kommt Al-Kaida mit einer offiziellen Erklärung entgegen, die die Zustimmung des Nachfolgers von Osama Bin Laden, des Ägypters Ayman al-Zawahiri, dokumentiert.

Es ist ein gewaltiger Etikettenschwindel zum Schaden jener Syrer, die so viel gelitten haben, um ein autoritäres durch ein demokratisches System zu ersetzen. Die Nusra-Front vollzieht ihn in der Erwartung, dass es ihr in ihrer neuen Form, als angeblich rein syrische Kraft, gelingen wird, alle islamistisch-salafistischen Gruppen zu vereinen.

Punktuell haben andere Gruppen oft mit der Nusra-Front zusammengearbeitet, aber formal wollten ihr die meisten wegen ihrer Verbindung zu Al-Kaida nicht zu nahe kommen. Nun könnte es bald einen großen Zusammenschluss geben, zu militärischen, aber auch politischen Zwecken, für die Zeit, wenn es Verhandlungen gibt. Ideologisch unterscheidet sich die neue Eroberungsfront jedoch um kein Jota von der alten Nusra: Sie sieht die Zukunft Syriens – oder jener Teile, wo sich die Rebellen durchsetzen werden – als islamisches Emirat. (Gudrun Harrer, 29.7.2016)