Wien/Schodsina – Ernüchternder Europacupabend für die Wiener Vereine: Die Austria musste nach vier Pflichtspielsiegen in Folge mit dem 0:1 gegen Spartak Trnava den ersten Dämpfer der noch jungen Saison einstecken. Rapid kam bei Torpedo Schodsina nicht über ein 0:0 hinaus. Admira Wacker wiederum offerierte seinen Anhängern nach dem dreimaligen Ausfall des Flutlichts im Spiel gegen Liberec (1:2) Gratistickets als Wiedergutmachung.
Die Austria ließ einige Chancen aus, am Ende siegten die Slowaken mit 1:0. Trainer Thorsten Fink ärgerte sich über taktische Fehler seines Teams. Dass der bullige Robert Tambe keine halbe Minute nach Anpfiff der zweiten Spielhälfte für Trnava traf, war nur folgerichtig. Die Austria hatte zwar ein klares Plus an Ballbesitz, war bei Kontern der Slowaken aber anfällig. Die an sich gute Leistung der Favoritner, die 21 Schüsse in Richtung Trnavas Gehäuse verbuchten, blieb unbelohnt.
"Ich denke, dass die Mannschaft an sich glaubt und gefestigt ist", sagte Fink. Nun gelte es einmal, die nächste Aufgabe siegreich zu gestalten. Am Sonntag geht es im Happel-Stadion gegen Mattersburg. "Dann", so der Deutsche, "schauen wir, was im Rückspiel noch geht. Wir können aber auch in Trnava gewinnen." Immerhin war die Austria in der abgelaufenen Bundesliga-Saison das beste Auswärtsteam.
Brösel um und im Happel
Böse Zungen behaupteten indes, dass ihr Heimvorteil ohnedies nicht wirklich zum Tragen kommt. Nicht einmal 7.000 Zuschauer – darunter rund ein Drittel aus der Slowakei – kamen am Donnerstag in den Prater. Teile der stimmgewaltigen Anhängerschaft der Gäste sorgten vor und nach der Partie für unschöne Szenen, insgesamt 13 Personen wurden festgenommen, wie ein Polizeisprecher am Freitag bekanntgab. Darunter war ein Österreicher. Sechs Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden, drei Polizeibeamte wurden bei den Zusammenstößen verletzt.
Die Mannschaft hatte eine Alternativroute ins Stadion genommen, nachdem von Krawallen zwischen den rivalisierenden Fangruppen berichtet worden war. Unter die Austria-Anhängerschaft hatten sich offenbar auch Fans von Slovan Bratislava gemischt. Diese sind mit Trnavas Hooligans verfeindet. Trnava-Trainer Miroslav Karhan: "Hier haben Austria und Spartak gespielt, und dann kommen Slovanisten. Vielleicht sollten sie denen keine Karten verkaufen."
Die Trnava-Anhänger hatten im Stadion ein Netz heruntergerissen, das verhindern sollte, dass Gegenstände in Richtung Spielfeld geworfen werden. Dazu gab es homophobe und rassistische Äußerungen gegen dunkelhäutige Menschen. Bereits zuvor hatte es etwa drei Stunden vor dem Anpfiff im Zuge der Kontrollen slowakischer Fanbusse eine Festnahme nach dem Verbotsgesetz gegeben, Schlagstöcke und Schlagringe wurden sichergestellt.
Vorstand Markus Kraetschmer berichtete von schweren Sachbeschädigungen im Sektor der slowakischen Anhänger. Das Rückspiel in Trnava in der kommenden Woche wird zum Risikospiel. "So etwas wie gestern haben wir noch nicht erlebt. Das war einzigartig im negativen Sinn", sagte Kraetschmer.
Für das Spiel in Trnava werden die Sicherheitsvorkehrungen nun verschärft. 1.000 Karten erhält die Austria für ihre Fans, diese werden nur in Wien und nur personalisiert ausgegeben. Für die Busreise der Fans wird Polizeischutz abgestellt.
Rapid im Kreativnotstand
Rapid wiederum hatte beim 0:0 in Schodsina große Mühe, die defensiven Weißrussen auszuspielen. Die Hütteldorfer machten vor 4.000 Zuschauern im gut gefüllten Torpedo-Stadion zwar das Spiel, konnten daraus aber kein Kapital schlagen. Die Dynamik fehlte gegen extrem tief stehende Hausherren, zudem verhinderten Fehlpässe und fehlende Präzision beim letzten Zuspiel einen Torerfolg. Große Chancen blieben auf beiden Seiten aus.
"Wir haben agiert, uns haben sich aber kaum Lücken geboten. Wir hätten manchmal ruhiger bleiben müssen beim letzten Pass, waren in gewissen Situationen ungeduldig", sagte Trainer Mike Büskens. "Sie haben uns gezeigt, wie Catenaccio geht", resümierte Kapitän Stefan Schwab. immerhin, so Büskens, sei man auswärts ohne Gegentor geblieben. Man habe alles in eigener Hand. "Mit unseren Fans im Rücken werden wir das Spiel biegen."
Es könnte allerdings ein erneut ein Geduldsspiel werden. Der Tabellenachte der weißrussischen Liga wird seinen Stil nicht ändern. "Ich rechne nicht mit einer einfacheren Aufgabe, es wird kein Honigschlecken", meinte ein mit dem Hinspiel wenig glücklicher Sportgeschäftsführer Andreas Müller.
Schodsina durfte nach der Partie mit Saisonrekordbesuch zufrieden bilanzieren. "Wir haben solide gespielt, waren kompakt in der Defensive. Leider haben wir keinen Konter ausgenützt", resümierte Trainer Igor Kriuschenko. Rapid habe ein starkes Team mit jungen, schnellen, technisch guten Spielern. "Sie hatten eine gute Ballkontrolle, aber dafür gibt es keine Punkte. Ihr größtes Problem war der Abschluss", sagte der 52-Jährige.
Die nächste Überraschung nach dem Aufstieg gegen Debrecen haben die Weißrussen weiter im Visier. Kriuschenko: "Das 0:0 ist ein gutes Resultat, aber Rapid ist leicht im Vorteil. Die Chancen stehen 40:60 aus unserer Sicht." Schodsina kann sich in Ruhe auf das Rückspiel vorbereiten, das Ligaspiel bei Dinamo Minsk wurde auf 8. Oktober verschoben.
Lederer: "Für Wunder sorgen"
In der Südstadt war auch Trainer Oliver Lederer von den technischen Pannen sichtlich genervt. In der zweiten Hälfte musste die Partie gegen Liberec gleich dreimal wegen des Ausfalls der Flutlichtanlage für insgesamt rund 45 Minuten unterbrochen werden. Für sein Team, das nach Wiederbeginn gut gestartet war, war das alles andere als hilfreich. Am Schluss stand die erste Saisonniederlage im siebenten Pflichtspiel.
Liberec-Trainer Jindrich Trpisovsky: "Das war ein kleiner Vorteil für uns, weil da konnte ich die Mannschaft auf die veränderte Situation hinweisen." Sein Team hatte nach guten Anfangsminuten der Gastgeber, in denen Christoph Knasmüllner auch die Admira-Führung erzielte (7.), die erste Hälfte dominiert – spätestens nach dem schnellen Ausgleich durch Egon Vuch (11.).
Vor dem Auswärtsrückspiel am Mittwoch wollte Lederer dem Traum Playoff aber noch nicht aufgeben: "Vielleicht können wir in Liberec für ein kleines Wunder sorgen. Wir müssen auswärts Tore schießen, was sehr schwierig werden wird."
Viele Zuschauer hatten schon vor Spielende die Südstadt verlassen. Denn das Match hatte erst um 21.05 Uhr begonnen und endete schließlich kurz vor Mitternacht. "Das habe ich noch nie erlebt. Auch wenn wir nichts dafür können, ist das in einem internationalen Spiel peinlich", meinte Sportdirektor Ernst Baumeister. Auch am Tag danach war der genaue Grund für die Panne noch nicht bekannt. (APA, red, 29.7. 2016)