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Foto: AP/Pleul

Wien – Wenig Hoffnung auf großflächige Güterverlagerung von der Straße auf die Schiene wecken die Zahlen von Eurostat über die im Vorjahr transportierten Güter in Europa. Außer in Frankreich, Rumänien, Tschechien, Bulgarien, Luxemburg, den Niederlanden und der Schweiz war das Schienengüteraufkommen durch die Bank rückläufig; wobei letztere drei Länder lediglich überschaubare Zuwächse beim Frachtaufkommen ausweisen.

Auch in Österreich, wo Bahnregulator Schienen-Control kürzlich eine stabile Entwicklung bei der Tonnage und Steigerungen bei der Verkehrsleistung attestiert hatte, kann von Zuwächsen keine Rede sein. Im Gegenteil, vom Allzeithoch von 2008 mit 121,5 Millionen Tonnen (netto, nur Ladungsgewicht) ist die Alpenrepublik, die Milliarden in die Bahn investiert und so auf Verlagerung in großem Stil setzt, meilenweit entfernt. Für 2015 weist die EU-Statistikbehörde 97,6 Millionen Tonnen auf der Schiene transportierte Fracht aus – das ist weniger als nach der Finanz- und Wirtschaftskrise, die einen massiven Einbruch um mehr als 20 Millionen Tonnen zur Folge hatte.

Italien und Deutschland haben ihre 2015er-Daten zwar noch nicht an Eurostat übermittelt, Steigerungen in spürbarem Ausmaß sind von den wichtigsten Handelspartnern Österreichs allerdings ohnehin nicht zu erwarten. Der italienische Schienengüterverkehr bringt seit Jahren weit weniger Bahngütertransporte auf die Waage als Österreich (auch in absoluten Zahlen) – und in Deutschland sind es zwischen 374 und 365 Millionen Tonnen, wobei bereits 2014 eine Schrumpfung darstellte, die laut Branchenkennern noch nicht den Boden gefunden hat.

Stagnation in Österreich

Für Österreich sind Stagnation und Rückgang in den Nachbarländern bitter, ist der heimische Schienengüterverkehr doch zu rund 70 Prozent ans Ausland gebunden. Einziger Lichtblick ist diesbezüglich Tschechien, wo die mit der Bahn transportierte Tonnage von 91,5 auf 92,2 Millionen Tonnen gestiegen ist. Die Slowakei hingegen mit ihren Autofabriken verzeichnete ein von 51 auf 47 Millionen Tonnen geschrumpftes Gütervolumen.

Der Schweiz, die ebenfalls massiv in ihre Alpentransversalen investiert und den Transitverkehr auf die Schiene zwingen will, ging es nicht viel besser. Sie brachte mit 66 Millionen Tonnen wohl mehr Güter auf die Schiene, das sind aber gerade einmal 1,09 Prozent mehr als im Jahr davor. Stagnation verzeichnet auch die Türkei im Bahngüterverkehr.

In absoluten Zahlen passen die von Eurostat veröffentlichten Zahlen übrigens mit jenen des Bahnregulators nicht zusammen. Das liegt an den Erhebungsmodellen. Während die Statistik Austria an Eurostat aggregierte Daten basierend auf Frachtbriefen übermittelt (die plausibilisiert und um Doppelzählungen bereinigt sind), rechnet die Schienen-Control (SC) mit Betriebsdaten – um die tatsächlich gefahrene Kilometerleistung und Marktanteile ermitteln zu können, schreibt die SC in ihrem Marktbericht. Dabei kann Fracht freilich doppelt gezählt werden, etwa wenn der Waggon von einem Unternehmen an ein anderes übergeben wird. Statistik Austria scheidet solche Daten ebenso aus wie Werkverkehr oder Baustellentransporte, bei denen Aushub innerhalb industrieller Anlagen transportiert wird. (ung, 29.7.2016)