Kulturphilosoph Konrad Paul Liessmann während seiner Festrede anlässlich der Eröffnung der Salzburger Festspiele.

Foto: APA/NEUMAYR/MMV

Salzburg – Einige Veranstaltungen laufen bereits seit einer Woche, doch erst am Donnerstag wurden die Salzburger Festspiele 2016 offiziell von Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) in der Felsenreitschule eröffnet. Unter dem sinngemäßen Motto "Träume, die vielleicht zum Erwachen führen" bieten die Festspiele bis 31. August 192 Aufführungen. Die Festrede hielt Kulturphilosoph Konrad Paul Liessmann.

Die Redner, darunter auch Kulturminister Drozda (SPÖ) und Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), nahmen wie gewohnt zu aktuellen Krisen Stellung. Bures, in Ermangelung eines amtierenden Bundespräsidenten im Einsatz, appellierte an ein friedliches Europa, das Gemeinsamkeit, Vertrauen, Träume und Ziele brauche. Die Angst, "die unserer Zukunft Grenzen setzt", müsse überwunden werden.

Festspielredner Liessmann befasste sich in seiner Rede (Und mehr bedarf's nicht. Über Kunst in bewegten Zeit) mit der Frage, ob es in Zeiten von Terroranschlägen und Bürgerkriegen noch möglich sei, sich ruhigen Gewissens der Kunst hinzugeben. Das sei berechtigt, so Liessmann. Bezugnehmend auf ein Zitat von Mario Vargas Llosa meinte er, schon die bloße Existenz freier Kunst sei eine Manifestation von Rebellion. Liessmann brach weiters eine Lanze für das Ästhetische in der Kunst und warnte vor deren Vernachlässigung zugunsten politischem Aktionismus.

Zudem hob der Universitätsprofessor die Bedeutung der Kunst für die Bildung hervor. Es genüge nicht, dass junge Menschen Kompetenzen für die Arbeitswelt erlernen und nur deshalb Mozart hören, weil dies das innovative Denken fördern und bei der Gründung von Start-ups Vorteile verschaffen könnte. "Wer so denkt, denkt falsch. Bildung ohne ästhetische Erziehung ist keine Bildung." (APA, red, 28.7.2016)