Die "Staatskünstler" Thomas Maurer (links), Florian Scheuba und Robert Palfrader wollen ORF-Generäle werden.

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Wien – Am Donnerstag endete um Mitternacht die offizielle Bewerbungsfrist für den Job des neuen ORF-Generaldirektors. "In Lauerstellung", ob sie ihre ORF-Bewerbung abgeben, waren noch die "Staatskünstler", sagte Florian Scheuba dem STANDARD.

Scheuba sowie Thomas Maurer und Robert Palfrader hatten in der letzten Ausgabe der "Staatskünstler" angekündigt, sich um das höchste Amt im österreichischen Rundfunk bewerben zu wollen. "Wir haben die Bewerbung geplant, sie bisher nur zurückgehalten, weil wir abwarten wollen, ob wir überhaupt eine Chance haben, eingeladen zu werden", sagt Scheuba.

Wer sein Konzept beim Hearing am Tag der Wahl, dem 9. August, präsentieren darf, entscheidet der Stiftungsrat. Weil die Chancen hierfür nicht sonderlich rosig scheinen, hofft Scheuba auf die Nachnominierung bis Montagmittag durch einzelne Gremiumsmitglieder, was ein Vorsprechen ermöglichen würde.

In der Sendung vom 7. Juni signalisierte Neos-Stiftungsrat Hans Peter Haselsteiner noch Wohlwollen, inzwischen ließ er Medien wissen, es bei der Satire belassen zu wollen.

Mit drei Forderungen würden die "Staatskünstler" antreten: Der Landesanteil von 135 Millionen Euro an den ORF-Gebühren soll erstens zur Gänze dem ORF zukommen, die Einnahmen daraus sollten zweitens in österreichische Produktionen investiert werden und drittens wollen die Satiriker den Stiftungsrat ganz abschaffen.

Wrabetz gegen Grasl

Seine Bewerbung sicher abgegeben hat Alexander Wrabetz, der sich um eine dritte Amtsperiode bewirbt und damit als durchgehend längstdienender ORF-Chef Geschichte schreiben würde. Als Kontrahent tritt Richard Grasl an, seit 2009 Finanzchef am Küniglberg. Zumindest einen weiteren Bewerber dürfte es geben. Eine Jux-Einreichung hat nach eigenem Bekunden der Youtuber Georg Anton abgeschickt, in ORF-Kreisen kursiert zudem eine weitere Kandidatur – vorerst unbestätigt. Fernsehchefin Kathrin Zechner und Onlinechef Thomas Prantner sagten zuletzt ab.

(Update: >>> Diese weiteren Bewerber wurden am Freitagnachmittag von Stiftungsratsvorsitzenden Hoscher bekannt gegeben, mehr dazu hier)

18 von 35 Stimmen der Stiftungsräte braucht ein Kandidat, um die Wahl für sich zu entscheiden. Im September folgt die Bestellung des Direktoriums.

Zuckerl verteilt

Ernsthafte Chancen werden nur Wrabetz und Grasl eingeräumt, sie werben in ihren Konzepten mit Reformen bei Personal, Struktur, Programm und Geschäftsführung. Zuckerl haben beide schon verteilt – um die Gunst der Länder etwa: Wrabetz lockte mit Frühstücksfernsehen und Aussicht auf mehr Budgetfreiheit, Grasl versprach tägliche fünf Minuten Bundesländerinfo vor der "ZiB 2" und einen eigenen Infokanal mit Österreich-Schwerpunkt.

Knappe Mehrheitsverhältnisse

Wegen der knappen Mehrheitsverhältnisse im ORF-Aufsichtsgremium ist der Ausgang der Wahl offen. Wrabetz zählt auf die Stimmen der SPÖ-nahen Stiftungsräte, Grasl darf auf bürgerliche Unterstützung hoffen. Kanzler Christian Kern und Medienminister Thomas Drozda, beide SPÖ, favorisieren Wrabetz. Die Entscheidung bringen die oppositionellen Stiftungsräte von FPÖ, Grünen, Neos und Team Stronach sowie einzelne Unabhängige. (Doris Priesching, 28.7.2016)