Minsk/Schodsina – 43 Einsätze im Europacup, 188 in der Bundesliga: Mario Sonnleitner ist in den vergangenen sechs Jahren fixer Bestandteil der Mannschaft von Fußball-Rekordmeister Rapid gewesen. Mittlerweile hat sich das Blatt aber gewendet, der 29-Jährige steht unter Coach Mike Büskens nur am Ende der Innenverteidiger-Hierarchie. Deshalb war auch im Flugzeug Richtung Minsk am Mittwoch kein Platz für den Routinier.

Der von der Admira gekommene Christoph Schößwendter und Christopher Dibon bilden die Einser-Paarung im Abwehrzentrum. Maximilian Hofmann ist erster Ersatzmann, Talent Maximilian Wöber eine weitere Alternative. "Der Verein hat vor meiner Zeit die Entscheidung getroffen, einen fünften Innenverteidiger dazuzuholen. Da ist es schwierig, jedem Spielpraxis zu geben", sagte Büskens.

Für Sonnleitner schaut es da derzeit ganz schlecht aus. "Man kann ihm nicht im Ansatz etwas vorwerfen, deshalb hat der Spieler es verdient, dass man ehrlich mit ihm umgeht. Ich habe schon vor einiger Zeit mit ihm gesprochen, wie sich die Situation darstellt", so Rapids Coach. Die Flinte wirft der Steirer aber nicht ins Korn. "Mario haut sich in jedem Training rein, erst kürzlich hat er eine Platzwunde gehabt, sich kurz abgewischt und weitergemacht. Von der Einstellung ist er absolut top, er verhält sich vorbildhaft", lobte Büskens.

"Nicht vom Hof jagen"

Die Frage ist aber, wie lange das so bleiben wird. Mit einem dauerhaften Tribünenplatz wird sich der ehemalige Abwehrchef wohl nicht zufrieden geben. Deshalb geistern auch Gerüchte über einen Vereinswechsel noch in der laufenden Transferperiode herum. Rapid schließt den Abgang Sonnleitners nicht aus. "Wenn eine Möglichkeit kommt, die er sich sportlich und wir uns wirtschaftlich vorstellen können, dann werden wir uns zusammensetzen. Es ist aber nicht so, dass wir den Mario jetzt hier vom Hof jagen", erklärte Sport-Geschäftsführer Andreas Müller.

Vor allem im Hinblick auf die angepeilte Europa-League-Teilnahme wäre ein Verbleib Sonnleitners, dessen Kontrakt vor einem Jahr bis 2019 verlängert wurde, ratsam. Bei der Doppelbelastung kann es mit Verletzungen und Sperren rasch Personal-Engpässe geben. "Am Samstag hat man gesehen, wie schnell was passieren kann", erinnerte auch Müller. Schößwendter und Dibon mussten beim 5:0-Kantersieg gegen Ried in der Liga angeschlagen vom Feld, hatten aber Glück und meldeten sich für das Donnerstagspiel (19.00 Uhr MESZ) in der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League bei Torpedo Schodsina in Weißrussland fit.

Stürmer gesucht

Dort noch nicht dabei ist ein weiterer neuer Stürmer neben Joelinton. "Wir haben vor der Saison klar das Budget festgelegt. Was Personalkosten, aber auch das Transferbudget betrifft, haben wir noch Spielraum, aber in nicht in so hohem Maße, deshalb werden wir alle Gesichtspunkte abwägen, damit der Spieler zu hundert Prozent zu uns passt", sagte Müller.

Der neue Angreifer soll die Lücke des mit einem Muskelbündelriss im Oberschenkel mehrere Monate ausfallenden Matej Jelic schließen. "Ich bin guter Dinge, dass wir einen Spieler finden werden, der uns auch diese Saison noch weiterhelfen wird", meinte Müller. Das hält auch Büskens für wichtig. Mit Joelinton und Maximilian Entrup hat er in Weißrussland nur zwei 19-jährige Angreifer zur Verfügung. Der 31-jährige Tomi musste zu Hause bleiben, auch ihm steht ein schwieriger Herbst bevor.

"Joelinton hat bis jetzt viel richtig gemacht, wir dürfen aber nicht vergessen, dass er erst 19 ist. Und Entrup ist gerade erst 19 geworden, von daher müssen wir die Belastung auf mehrere Schultern verteilen, auch da Alternativen haben", hoffte Büskens auf einen weiteren Zugang. (APA, 28.7.2016)