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Frankreichs Präsident Hollande (zweiter von rechts) und Innenminister Bernard Cazeneuve trafen Religionsvertreter wie zum Beispiel den französischen Oberrabbiner Haïm Korsia (zweiter von links, erste Reihe).

Foto: Reuters/Tessier

Rouen/Wien – Nach dem tödlichen Anschlag auf eine Kirche in Nordfrankreich haben Religionsvertreter einen besseren Schutz von Kirchen, Moscheen und Synagogen gefordert. "Wir haben alle den großen Wunsch geäußert, dass für unsere Kultstätten größere Achtsamkeit gilt", sagte der Rektor der Großen Moschee in Paris, Dalil Boubakeur, am Mittwoch nach einem Treffen mit Frankreichs Staatschef François Hollande.

Der Anschlag auf die Kirche in der nahe Rouen gelegenen Stadt Saint-Etienne-du-Rouvray vom Dienstag zeige, dass jeder Treffpunkt von Gläubigen zum Ziel eines Angriffs werden könne, fügte Boubakeur hinzu.

Als Reaktion auf die Attacke lud Hollande die Vertreter von katholischer, evangelischer und orthodoxer Kirche sowie von Islam, Judentum und Buddhismus Mittwoch früh in den Elysee-Palast ein. Anschließend versammelte er sein Sicherheitskabinett zu einem Treffen, um über die Folgen des Anschlags zu beraten.

IS-Kalkül nicht folgen

Der Pariser Erzbischof und Kardinal Andre Vingt-Trois hat die Gläubigen nach dem Anschlag aufgerufen, nicht dem Kalkül der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu folgen. "Wir dürfen uns nicht ins politische Spiel des IS hineinziehen lassen, die die Kinder der selben Familie gegeneinander aufbringen wollen", sagte er am Mittwoch in Paris.

"Die besonders harmonischen Beziehungen, die in Frankreich zwischen unseren verschiedenen Religionen bestehen, sind eine wichtige Ressource für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft."

Auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn erklärte in einem ORF-Interview, dass der "Kreislauf des Hasses" durchbrochen werden müsse. "Es wird nicht helfen, wenn man wieder mit Rache reagiert." Noch mehr Gegenschläge würden nur "noch mehr Verhärtung bringen", sagte Schönborn.

Der erste islamistische Anschlag auf eine Kirche in Frankreich hat weit über die Landesgrenzen hinaus große Betroffenheit ausgelöst. Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat die Attacke für sich in Anspruch genommen. Premierminister Manuel Valls warnte am Dienstagabend im Sender TF1, Ziel der Jihadisten sei es, einen "Religionskrieg" zu provozieren. (red, 27.7.2016)