London – Die britische Wirtschaft hat vor dem Brexit-Votum überraschend stark an Schwung gewonnen. Dank Rückenwind von der Industrie stieg das Bruttoinlandsprodukt zwischen April und Juni um 0,6 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt am Mittwoch in London mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die Wirtschaft nur um 0,4 Prozent wächst und damit ihr Tempo vom Jahresanfang hält. In den Daten schlägt sich das Referendum zum Austritt aus der Europäischen Union kaum nieder. Die Briten hatten am 23. Juni und damit kurz vor Ende des Quartals abgestimmt.

Die meisten Volkswirte gehen davon aus, dass Großbritannien in eine Rezession rutschen könnte. Auch die EU-Kommission hält eine deutliche Abkühlung der Konjunktur für möglich. Denn seit der Volksabstimmung ist die Unsicherheit gestiegen, wie schnell die Briten aus der EU austreten und wie rasch die künftigen Wirtschafts- und Handelbeziehungen verhandelt werden. An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass die britische Notenbank Anfang August die Leitzinsen senkt und zudem ihre Geldpolitik über mehr Anleihekäufe weiter lockert. (APA, 27.7.2016)