Hirsch im umzäunten Gatter: Innerhalb des Zaunes entsteht auf mehreren Hundert Hektar ein eigener Lebensraum.

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Wien – Den Begriff "Gatterjagd" verwendet der Jäger und Forstwirt Michael Schmidtkunz nicht gern. Dieser ist zuletzt immer öfter zum Kampfbegriff von Tierschützern geworden – erst am Dienstag hat der Verein gegen Tierfabriken (VGT) aufgedeckt, dass im Burgenland Fasane, Stockenten und Rebhühner in Massentierhaltung gezüchtet werden, um dann kistenweise in Gatter gebracht, freigelassen und zum Vergnügen der Jäger abgeschossen zu werden.

Von solchen "Kistlfasanen" hält Schmidtkunz nichts. Es gibt sie in seinem Revier schlicht nicht. Und auch nicht in den Revieren der 13 anderen Waldbesitzer, die sich zur "Interessengruppe umfriedete Eigenjagd" zusammengeschlossen haben.

Schwere Wildunfälle

Es sind Reviere unterschiedlicher Größe in ganz Niederösterreich, die eingezäunt sind – was historisch begründet weniger der Jagd als dem Schutz der bäuerlichen Felder außerhalb des Reviers gedient hat. In seinem eigenen Revier im Ybbstal hat der Zaun auch noch andere Funktionen – etwa den, das Wild von der Straße fernzuhalten. Bevor die Umzäunung fertiggestellt wurde, gab es 74 schwere Wildunfälle. Denn das Rotwild würde von Natur aus den Sommer im Gebirge und den Winter in den Donauauen verbringen wollen – aber solch weite Wanderungen sind wegen des dichten Straßennetzes heute nicht mehr möglich.

"'Eingefriedet' heißt: nach außen Frieden zu haben und nach innen Frieden zu schaffen", erläutert Schmidtkunz den naturschützerischen Aspekt der umfriedeten Eigenjagd – in den Revieren herrsche den größten Teil des Jahres eben Ruhe. Und das wiederum sei gut für die Wildtiere, die ungestört äsen könnten (wobei sie auch von Erholungssuchenden besser beobachtet werden können als in völlig freier Wildbahn) – und es sei auch gut für den Wald, an dem das Wild weniger Schaden anrichtet.

Wichtige Einnahmequelle

Gejagt wird in den umfriedeten Eigenjagden nämlich seltener als in anderen Jagdgebieten – wobei die Forstleute nicht verhehlen, dass die Jagd eine wichtige Einnahmequelle darstellt. Dabei will man sich nicht von den (namentlich nicht genannten, aber medial präsenten) "einzelnen Betreibern, die sich nicht einmal an die gesetzlichen Standards halten" den guten Ruf beschädigen lassen.

Aber auch nicht von "Aktivisten, deren langfristiges Ziel weit über die Einschränkung der umfriedeten Eigenjagd hinausgeht", vielmehr "das allgemeine Verbot der Jagd sowie die Durchsetzung einer veganen Gesellschaft" sei. (Conrad Seidl, 27.7.2016)