Wolff: "Das Pendel schlägt in beide Richtungen."

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Mogyorod/Budapest – Auch nach der Übernahme der WM-Führung durch Lewis Hamilton erwartet Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff keinen Durchmarsch des Briten zu seinem vierten Formel-1-Titel. "Ich denke, die WM wird bis zum Ende offen bleiben", sagte der Wiener Wolff nach dem Grand Prix von Ungarn in Mogyorod bei Budapest.

Hamilton hatte mit seinem fünften Sieg aus den vergangenen sechs Rennen seinen Teamkollegen Nico Rosberg nach vier Monaten erstmals von der Spitze der Gesamtwertung verdrängt. "Das Pendel schlägt in beide Richtungen. Ich denke, das geht so weiter", erklärte Wolff. Dabei hat Hamilton mit zuletzt drei Siegen in Serie vor Rosbergs Heimspiel am Sonntag in Hockenheim deutlich Oberwasser.

Kein Muster

Rosberg hatte nach einem überragenden Saisonstart mit vier Siegen in Folge zuletzt kein Mittel mehr gegen den englischen Titelverteidiger gefunden. Seit der Kollision der Silberpfeil-Fahrer in Barcelona Mitte Mai gelang dem Deutschen nur noch ein Rennsieg. "Da gibt es kein Muster. Es liegt nicht an einem einzelnen Ereignis", sagte Teamchef Wolff. "Kleine Dinge können so viel verändern."

In Ungarn war es der bessere Start, mit dem Hamilton den Grundstein zum Sieg legte. Sechs Punkte liegt der 31-Jährige nun vor seinem gleichaltrigen Rivalen. Die von Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo angeführte Konkurrenz liegt bereits 77 Zähler zurück. Wolff wollte die aktuelle Situation im Duell seiner beiden Piloten nicht überbewerten. "Die WM-Führung zur Saisonmitte ist nicht wichtig", meinte der Teamchef.

Die Suche nach der Form

11 von 21 Saisonrennen sind gefahren, nach dem Grand Prix von Deutschland geht es in die vierwöchige Sommerpause. Danach stehen im Doppelpack die Klassiker in Spa-Francorchamps und in Monza auf dem Programm.

"Spanien war der Wendepunkt. Da war ich ganz unten, der einzige Weg war aufwärts. Danach habe ich mich zusammengerissen", sagte der Weltmeister, der zu Saisonstart auch von technischen Defekten zurückgeworfen worden war.

Die erneute Eskalation des Konflikts mit Rosberg hat den Briten eher beflügelt. Der Deutsche hat indes seine Topform verloren. Wie schon in einer ähnlichen Situation vor zwei Jahren wurde Hamilton unter Druck noch schneller, Rosberg geriet ins Zweifeln. Hamilton nutzte das aus und versuchte auf dem Hungaroring, seinen einzigen echten WM-Gegner auch neben der Strecke zu verunsichern.

Debatte

Nach dem Rennen befeuerte Hamilton bewusst das Scharmützel mit Rosberg über dessen umstrittene Fahrt zur Pole Position trotz Gelber Flaggen. Mehrfach gab Hamilton zu verstehen, Rosberg wäre rücksichtslos gefahren und hätte bestraft werden müssen. Er habe deswegen bei Rennleiter Charlie Whiting vorgesprochen und werde das Thema auch beim Fahrer-Meeting in Hockenheim am Freitag erneut zur Debatte stellen, verkündete Hamilton.

Rosberg fühlt sich immer mehr in die Ecke gedrängt. Ein Erfolg in seinem Heimrennen wäre ein Befreiungsschlag. Vor zwei Jahren hat er in Hockenheim bereits gewonnen. "Ich werde das hinter mir lassen", betonte der Deutsche bei der Abreise aus Ungarn im Flieger.

An seinen ersten WM-Titel glaubt der Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg nach wie vor. Rosberg, der seinen Mercedes-Vertrag erst vergangene Woche bis 2018 verlängert hat, über das WM-Duell mit Hamilton: "Es wird immer eine enge Sache zwischen uns beiden sein." (APA, 25.7.2016)