Acht Autoinsassen mussten nach dem Murenabgang zwischen Mixnitz und Breitenau am Hochlantsch gerettet werden.

Foto: APA/BFV BRUCK MUR/ROLAND THENY

Wien – Am Sonntag waren vor allem die Steiermark, Niederösterreich und in weiterer Folge Kärnten von Unwettern besonders betroffen. Neben knapp 30.000 Blitzen gab es lokal bis zu 50 Liter Regen pro Quadratmeter sowie kleinräumige Überflutungen und Muren, berichtet der Wetterdienst Ubimet.

In Vorarlberg sind durch ein heftiges Gewitter im hinteren Großwalsertal (Bezirk Bludenz) am Sonntagabend mehrere Muren abgegangen, die zusammen mit Hochwasser führenden Bächen die Verbindung zwischen Buchboden und Metzgertobelalpe verlegten. Drei eingeschlossene Personen mussten mit dem Polizeihubschrauber gerettet werden.

Der Mann und zwei Frauen wurden unverletzt in die Gemeinde Sonntag geflogen. Sie waren zwischen zwei Muren eingeschlossen, eine Bergung auf dem Landweg war laut Polizeiinformationen nicht möglich gewesen. Durch das Unwetter wurden weder Personen verletzt noch Fahrzeuge beschädigt. Der Güterweg blieb wegen Aufräumarbeiten bis Montag gesperrt.

Auch in der Steiermark sind nach Unwettern in der Nacht auf Montag zwischen Mixnitz und Breitenau am Hochlantsch (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) sechs Muren abgegangen und haben die Landesstraße verlegt. Vier Autos mit insgesamt acht Insassen wurden dabei eingeschlossen, sie musste von der Feuerwehr gerettet werden. Außerdem war ein Bauernhof von einer Mure bedroht und wurde evakuiert.

Am Montagvormittag haben die Aufräumarbeiten an der L104 in der Gemeinde Pernegg an der Mur (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) begonnen. Mehrere Bagger und Lkws waren im Einsatz, um die bis zu eineinhalb Meter hohen Erdmassen von der Fahrbahn und den Gleisen zu bekommen. Montagmittag beraten die Einsatzkräfte über die weiteren Maßnahmen, erklärte Bürgermeisterin Eva Schmidinger (ÖVP).

Die Feuerwehr war am Vormittag mit gut 50 Helfern im Einsatz und unterstützte die Straßenmeisterei bei den Aufräumarbeiten. Jene vier Fahrzeuge, die in der Nacht zwischen den Muren eingeschlossen worden waren, konnten über einen ersten freigeräumten Streifen der Fahrbahn aus den betroffenen Regionen hinausgebracht werden, teilte Feuerwehrsprecher Roland Theny mit. Bürgermeisterin Schmidinger erklärte kurz vor Mittag, dass die Lage im Griff sei.

Die Feuerwehr teilte noch in den Nachtstunden mit, dass die Landesstraße sowie die Gleise der Betriebsbahn zum Werk der Veitsch Radex zum Teil meterhoch verschüttet waren. Breitenau am Hochlantsch war für mehrere Stunden ohne Strom. Während der Rettung ist es laut den Einsatzkräften immer wieder zur Murenabgängen und gefährlichen Situationen gekommen.

Im Salzburger Lungau haben am Sonntagabend mehrere kleine Muren die Murtalbahn und den Murradweg verlegt. Beide Verkehrsverbindungen wurden deshalb aus Sicherheitsgründen gesperrt. Ein Wolkenbruch hatte vor allem in den Tamsweger Ortsteilen Lasaberg und Einöd mehrere kleinere Hangrutschungen verursacht, berichtete die Landespolizeidirektion.

Auch eine Gemeindestraße in Lasaberg stand unter Wasser, Verkehrsbehinderungen gab es aber laut Polizei nicht. Die freiwillige Feuerwehr war mit rund 30 Helfern im Einsatz. Sowohl die Bahnstrecke als auch der Radweg sollten heute, Montag, wieder freigegeben werden.

Tornado in Waidhofen an der Thaya

Indessen wurde bekannt, dass es sich beim Hagelunwetter im Bezirk Waidhofen an der Thaya am vergangenen Donnerstagabend um einen Tornado gehandelt hat. Das Bezirksfeuerwehrkommando berief sich am Montag in einer Aussendung auf die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die ebenfalls von "einem solchen Wetterereignis" spreche.

Bei einem Lokalaugenschein am Sonntag seien die massiven Schäden im sogenannten Holzgraben, dem Abschnitt der L59 zwischen Karlstein und Waidhofen an der Thaya, sichtbar geworden. Das Ausmaß lässt laut Feuerwehr "auf außergewöhnliche Windgeschwindigkeiten schließen". Bäume seien regelrecht abgedreht und sogar samt den Wurzelstöcken herausgerissen worden. "Stellenweise rutschten Hänge mit den Bäumen ab. Baumstämme mit einem Durchmesser von etwa 60 Zentimetern wurden wie Zahnstocher abgebrochen."

Die Kraft, die diese Bäume im Waldviertel reihenweise umlegte, war ein Tornado.
Foto: wetter-waldviertel.at/Manuel Weber

Der Meteorologiestudent und Wetter-Blogger Manuel Weber aus dem Waldviertel hatte schon unmittelbar nach dem Unwetter einen Tornado vermutet: "Bäume wurden hier in einem Spiralmuster abgerissen – an einer Stelle sind sie nach Westen geflogen, geht man ein paar Meter Richtung Norden, liegen sie plötzlich nach Osten", hielt er fest.

Laut Skywarn Austria, dessen Gewitterjäger ("Trusted Spotter") von der ZAMG geschult werden, gibt es in Österreich zehn schwächere Tornados pro Jahr. Stärkere, vertikal stehende Wirbelstürme treten hierzulande im Schnitt alle zwei Jahre auf. Kennzeichnend für Tornados sei der enorme Luftdruckabfall im Inneren des Wolkenrüssels, hier sind Druckdifferenzen von 50 bis 100 HektoPascal (hPa) möglich. Bei der Rotation können Windgeschwindigkeiten von mehr als 300 km/h entstehen.

Die L59 im Bereich Holzgraben bleibt bis auf weiteres gesperrt. Durch die umgestürzten Bäume wurden die Fahrbahn und Verkehrseinrichtungen beschädigt, "die ein gefahrloses Befahren unmöglich machen", berichtete die Feuerwehr. An der Schadensbeseitigung arbeiten private Forstunternehmen und die Straßenmeisterei.

Keller der HTL St. Pölten unter Wasser

Am Montagnachmittag sorgte schließlich ein Gewitter mit heftigem Regen und auch Hagel für etwa 60 Feuerwehreinsätze im niederösterreichischen Zentralraum. Mehr als 200 Helfer rückten aus. Das Unwetter war insbesondere über dem Bezirk Melk und über St. Pölten niedergegangen.

In der Landeshauptstadt waren laut Feuerwehrsprecher Franz Resperger 20 Unwettereinsätze zu verzeichnen. Keller waren überflutet, so auch jener der HTL St. Pölten. Vier Feuerwehren waren aufgeboten.

40 Einsätze gab es dem Sprecher zufolge in Gemeinden im Bezirk Melk. Laut Resperger waren u. a. ebenfalls Keller unter Wasser gestanden. Dazu wurde massiv Erde von Äckern abgeschwemmt, weshalb verschmutzte Straßen gereinigt werden mussten.

Das gewitterreiche Wetter dauert laut Ubimet noch zumindest bis Donnerstag an. Immer wieder entwickeln sich in der feuchten und schwülen Luft teilweise heftige Regenschauer und Gewitter. Entlang der Alpennordseite regnet es auch länger anhaltend. Die Temperaturen bleiben vor allem im Süden und Osten sommerlich, bei bis zu 31 Grad ist es allerdings oft drückend schwül. Im östlichen Flachland bleiben zudem die Nächte oft tropisch warm, das heißt, die Temperaturen sinken nicht unter 20 Grad. (APA, simo, red, 25.7.2016)