Polizisten mit Sturmhauben stehen am 22.07.2016 in München am Eingang zur U-Bahn am Hauptbahnhof und sichern nach einer Schießerei das Gelände.

Foto: APA/dpa/Andreas Gebert

Fernschauen anno 2016: Smartphone, Tablet oder Laptop sind immer dabei. Der "second screen" liefert zusätzliche Informationen – oft erhellend, oft redundant, oft auch falsch.

Im Falle des Amoklaufs von München am Freitag wurde deutlich, wie unterschiedlich die TV-Sender diesbezüglich agieren. Der Nachrichtenkanal n-tv betonte seine gern propagierte Modernität, indem er extensiv auf Inhalte aus sozialen Medien zurückgriff. Immer und immer und immer wieder liefen die gleichen zwei, drei Handyvideos von Augenzeugen.

Immer und immer und immer wieder zitierte man aus denselben Quellen ungeprüfte und unüberprüfbare Gerüchte. Zwar wies man darauf hin, tat es aber trotzdem. Als sich diese dann als Falschmeldungen herausstellten, gab die stellenweise stark überfordert wirkende Moderatorin ihren Sehern den guten Ratschlag, man solle nicht alles glauben, was man im Internet so lese. Na, dann möge man doch bitte in der eigenen Redaktion damit anfangen.

Ein Kontrast dazu die ARD-Tagesthemen: Anchorman Thomas Roth in bekannt unerschütterlicher Pose, betont ruhig und abwägend im Sprachduktus – ebenso wie seine Gesprächspartner. So ruhig, dass man fast den Eindruck gewinnt, hier wird routiniert eine Magazinsendung produziert und nicht live über ein Ereignis berichtet, von dem man noch nicht weiß, ob es sich um einen Amoklauf oder einen Terroranschlag handelt. Die Internetvideos werden auch hier gezeigt, aber nicht als Endlosschleife, sondern nur dann, wenn sie journalistischen Nutzen versprechen: einen Erkenntnisgewinn nämlich. Auch wenn die ARD in den sozialen Medien oft dafür kritisiert wird, verstaubt zu sein: Hier hat sie Vorbildliches geleistet. (Gianluca Wallisch, 24.7.2016)