Paris/Nizza – Frankreichs Premier Manuel Valls hat seinen nach dem Anschlag von Nizza in die Kritik geratenen Innenminister Bernard Cazeneuve in Schutz genommen. Die Vorwürfe gegen den Minister seien Teil einer "politischen Polemik", mit der die Regierung "destabilisiert" werden solle, sagte Valls am Montag im Sender RMC. Cazeneuve sei ein "ehrenhafter Mann, ein Staatsmann, ein großartiger Innenminister".

Nach dem Anschlag vom 14. Juli mit 84 Toten war Cazeneuve vorgeworfen worden, falsche Angaben zu den Sicherheitsmaßnahmen in Nizza gemacht zu haben. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie gut der Uferboulevard Promenade des Anglais gesichert war, auf dem der Angreifer am Abend des französischen Nationalfeiertags mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge fuhr.

Wenig Sicherheit

An einem ersten Kontrollpunkt waren offenbar nur leicht bewaffnete städtische Polizisten, nicht aber Angehörige der nationalen Polizei postiert. Der Streit spitzte sich am Sonntag zu: In einem Zeitungsinterview warf die Leiterin der Videoüberwachung bei der städtischen Polizei von Nizza dem Innenministerium vor, beim Verfassen eines Berichts zu dem Anschlag Druck auf sie ausgeübt und sie zum Löschen von Aufnahmen gezwungen zu haben.

Cazeneuve hat die Vorwürfe zurückgewiesen und eine Anzeige wegen Verleumdung gegen die Frau angekündigt. Am Sonntagabend sprach der Innenminister im Sender "France 2" von einer "niederträchtigen Kampagne" gegen ihn. Er sei davon "zutiefst angewidert".

Frankreichs Staatschef Francois Hollande mahnte am Montag bei einem Besuch von Soldaten nahe Paris, es sei Aufgabe der Justiz "und von niemand anderem", die Wahrheit aufzudecken. Er versprach erneut umfassende "Transparenz". (APA, 25.7.2016)