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Tumoren der Lunge (der rote Fleck links) gehören zu den schlecht behandelbaren Krebserkrankungen. In China wird man ab August Therapieversuche mit gentechnisch veränderten Immunzellen starten.

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London/Wien – Sie gilt als die große Hoffnungsträgerin in der Biomedizin, obwohl die revolutionäre Methode gerade erst vier Jahre alt ist. Mit dem sogenannten CRISPR/Cas9-System, dessen Entdeckung 2012 publik wurde, können Forscher punktgenaue Eingriffe in das Genom machen: Das relativ einfache biochemische Verfahren macht es möglich, DNA gezielt zu schneiden und zu verändern.

Auch wenn es bereits CRISPR-Therapieansätze gibt, die im Tierversuch erfolgreich getestet wurden, gab es bis jetzt aber noch keinen Versuch, bei dem die neue Methode beim Menschen zum Einsatz gekommen wäre. Das hat wohl auch damit zu tun, dass die dem Prinzip nach ähnlichen Gentherapien sich als weitaus riskanter erwiesen haben als ursprünglich gedacht.

Demnächst aber ist es so weit: In China werden ab August erste Therapien mit Patienten begonnen, die an metastasierendem Lungenkrebs leiden und bei denen alle anderen Therapieoptionen versagten. Die Methode ist dabei ganz ähnlich wie jene, die vor einem Monat in den USA von den National Institutes of Health (NIH) zugelassen wurde. Dort fehlt aber noch eine weitere Genehmigung, weshalb in den USA mit ersten Behandlungen erst Ende des Jahres zu rechnen ist.

Konkret setzen die Forscher auf die sogenannte Immuntherapie gegen Krebs, die wiederum auf sogenannten T-Zellen oder T-Lymphozyten beruht, speziellen weißen Blutkörperchen, die der Immunabwehr dienen: Forscher um Lu You (Sichuan-Universität) werden, wie "Nature News" berichtet, dem Blut der Patienten T-Zellen entnehmen und diese mit der CRISPR/Cas9-Methode verändern.

T-Zellen scharf gemacht

Dabei wird das Gen PD-1 ausgeschaltet, das letztlich die Immunabwehr steuert. Die solcherart "scharf" gemachten T-Lymphozyten werden im Labor vermehrt und dann wieder in das Blut der Patienten injiziert. Im Idealfall greifen die solcherart "scharf" gemachten T-Zellen dann die Tumorzellen an.

Die Therapie ist gleich mehrfach riskant: Zum einen muss sichergestellt sein, dass wirklich das Gen PD-1 ausgeschaltet wurde und nichts anderes. Zum anderen ist nicht klar, wie die Patienten auf diese Aufrüstung des Immunsystems reagieren werden: Die T-Zellen könnten auch den Darm oder anderes Gewebe attackieren. Zunächst soll an zehn Patienten getestet werden, ob die Methode sicher ist.

Gewiss ist nur, dass China bei CRISPR Pionier ist: nach den ersten solcherart modifizierten Embryonen und Affen nun also mit der ersten CRISPR-Therapie. (tasch, 22.7.2016)