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Seit Montag war die Quicken Loans Arena in Cleveland, Ohio, Schauplatz des Parteitags gewesen, der Donald Trump offiziell zum Kandidaten der "Grand Old Party" machte. Ab nächstem Montag steigt eine ähnliche Show in Pennsylvania: jene der Demokraten.

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Ivanka Trump zeichnet das Bild ihres Vaters in sehr zarten Farben. Donald Trump sei ein großherziger, großmütiger Mensch, erprobt im harten Baugeschäft und dabei jederzeit fair. Ein Unternehmer, der Frauen stets gleichen Lohn zahle und Bewerber allein nach ihrer Eignung einstelle. Dann bittet sie ihren Vater auf die Bühne. Er beginnt seine Antrittsrede als Präsidentschaftskandidat. Und er zeichnet nichts weich.

Vielmehr entwirft der 70-Jährige eine Skizze der USA, die an apokalyptische Schrecken denken lässt, auch wenn sie punktuell der Wahrheit entspricht. Ronald Reagan hatte 1984 noch eine optimistische Botschaft formuliert. Bei Trump hört es sich an, als herrsche finstere Nacht.

"Ich bin der Einzige"

"Die Angriffe auf unsere Polizei und der Terrorismus bedrohen unsere Lebensart", warnt er, dann spricht von der illegalen Einwanderung. Er beklagt die Schieflage im Handel mit China und dem Rest der Welt. Er skizziert eine politische Klasse, die sich hemmungslos korrumpieren lasse. "Niemand kennt das System besser als ich", dröhnt der Tycoon, "deshalb bin ich der Einzige, der es reparieren kann."

Die Beschreibung der Alternative zum Status quo reduziert sich auf zwei Worte: Donald Trump. Sie reduziert sich auf die Behauptung, dass keiner das Handwerk des Aufbauens, des Behebens von Schäden besser beherrsche als er. Dass man ihm ganz einfach vertrauen möge.

"Jeden Morgen erwache ich in der festen Entschlossenheit, den Menschen in diesem Land, die ignoriert, vernachlässigt und im Stich gelassen wurden, ein besseres Leben zu bieten", sagt der Kandidat. "Es sind die vergessenen Männer und Frauen unseres Landes, Menschen, die hart arbeiten, aber keine Stimme mehr haben. Ich bin eure Stimme." Und wenn ihm jemand vorwerfe, dass er allzu schroff, allzu unverblümt daherrede, dann sage er nur: "Wir können es uns nicht mehr leisten, politisch korrekt zu sein".

Trump verspricht alles, doch wie er das anstellen will, wie er Widersprüchliches unter einen Hut bringen will, erklärt er nicht. Es bleibt bei Worthülsen, die alles im Nebel lassen, sodass auch Rob Bishop, ein Kongressabgeordneter aus Utah, nicht recht weiß, woran er ist. Bishop zählt zu jener Schule von Konservativen, die dem Entertainer mit seinen flotten Sprüchen monatelang mit großer Skepsis begegneten, nun aber glauben, sich der Parteidisziplin beugen und ihn unterstützen zu müssen. "Mein größtes Problem ist, dass ich einfach nicht weiß, wofür Trump steht", sagt Bishop.

Irgendwann hört man auf mitzuzählen, wie oft das "USA! USA!" durch die Halle schallt. Trump hat einen nationalistischen Furor entfacht, das Leitmotiv seiner Rede lässt sich auf einen kurzen Nenner bringen: Amerika steht an erster Stelle – und danach kommt lange nichts. "Amerikanismus wird unser Credo sein", sagt er und verdammt im selben Satz die Globalisierung.

Sündenbock Clinton

Ein ums andere Mal reitet er heftige Attacken gegen die politische Gegnerin, gegen Hillary Clinton. Es klingt, als habe die Außenministerin Clinton sämtliche Krisen der arabischen Welt zu verantworten, "ein Libyen in Ruinen, einen Irak im Chaos, ein vom Bürgerkrieg verschlungenes Syrien". Ihre Hinterlassenschaft, so bringt es Trump auf eine düstere Zeile, bestehe aus Tod, Zerstörung, Terrorismus und Schwäche.

"Sperrt sie ein! Sperrt sie ein!", schallt es daraufhin durch die Quicken Loans Arena, was Trump die Gelegenheit gibt, ausnahmsweise den Staatsmann zu geben. Gönnerhaft schüttelt er den Kopf, als wollte er die Menge beschwichtigen: "Nein, nein, lasst sie uns im November an der Wahlurne besiegen!" (Frank Herrmann aus Cleveland, 22.7.2016)