Würzburg – Nach der Axt-Attacke in einem Regionalzug bei Würzburg warnt das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) einem "Focus"-Bericht zufolge vor Anschlägen in Zügen. In einem aktuellen BKA-Lagebild heiße es, die Bahn unterliege einer "hohen Bedrohungsqualität, die sich jederzeit in einem (erfolgreichen) Anschlag manifestieren kann", berichtete das Magazin.

Erwartet wird demnach zudem, dass der Würzburger Anschlag die rechte Szene "bestärken" werde. Der Gefährdung des Bahnverkehrs und seiner Einrichtungen müsse "weiterhin eine herausgehobene Stellung zugerechnet werden", heißt es laut dem am Freitag voraus veröffentlichten "Focus"-Bericht in dem BKA-Lagebild.

Weil es sich bei dem Attentäter um einen Flüchtling handelte, warnte das Bundeskriminalamt demnach zudem, Asylbewerber könnten nun "verstärkt in den Zielfokus von Gewaltstraftaten rücken". Dabei könnten Rechtsextremisten ihre Angriffe "sowohl außerhalb als auch innerhalb" von Flüchtlingsunterkünften verwirklichen.

Das Bundeskriminalamt wollte den Bericht nicht kommentieren. Es handle sich um einen internen Bericht, sagte eine BKA-Sprecherin. Sie verwies grundsätzlich darauf, dass sich die Lage seit Würzburg nicht geändert habe. Die Gefährdungslage sei weiter hoch, es gebe aber keine konkreten Hinweise auf Anschläge.

Der 17-jährige Flüchtling hatte das Attentat am Montagabend mutmaßlich aus politischen Motiven verübt, die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bezeichnete den Jugendlichen danach als einen ihrer Kämpfer. Er hatte in einem Regionalzug bei Würzburg und auf der Flucht Menschen mit Axt und Messer angegriffen. Fünf Menschen erlitten schwere Verletzungen. Polizisten erschossen den 17-Jährigen.

Ein aus China stammender Mann schwebte am Freitag noch immer in Lebensgefahr. Er werde bis auf Weiteres im künstlichen Koma gehalten, teilte die Universitätsklinik in Würzburg mit. Bei ihm habe sich aber der Gesundheitszustand gebessert und stabilisiert, ebenso bei den anderen drei noch stationär behandelten Patienten.

Laut einem "Spiegel"-Bericht versuchte der Axt-Attentäter offenbar, Spuren zu verschleiern. Sowohl die Sim-Karte als auch der Speicher seines beschlagnahmten Handys seien beschädigt, berichtete das Hamburger Magazin. In Sicherheitskreisen werde davon ausgegangen, dass er das Gerät selbst zertrümmert habe.

Die Fahnder konnten dem 17-Jährigen dem Bericht zufolge zudem zwei Profile im sozialen Netzwerk Facebook zuordnen. Die dort enthaltenen Informationen sollen demnach mehrere tausend Seiten füllen.

Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer (CSU), forderte als Konsequenz aus dem Anschlag eine umfassende Sicherheitsüberprüfung aller Flüchtlinge. "Wir brauchen ab sofort eine lückenlose Überprüfung und Befragung aller Flüchtlinge ab 14 Jahren durch den Bundesnachrichtendienst und das Bundesamt für Verfassungsschutz", sagte er der "Bild"-Zeitung vom Samstag laut einem Vorausbericht.

Zudem forderte Mayer eine Verschärfung der Asylregeln. "Wer bei seinen persönlichen Angaben offenkundig täuscht oder seine wahre Identität verschleiert, muss in einem beschleunigten Blitzasylverfahren schnellstens zur Ablehnung seines Asylantrags gebracht werden", sagte er. Danach müsse "dann zeitnah die Abschiebung erfolgen". (APA, 22.7.2016)