Foto: Porsche
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Malmö – Das Heck dieses Autos hat nicht nur eine abschließende, sondern auch eine soziale Funktion. Es wird im Überlandverkehr jene Ansicht sein, die Otto Normalfahrer und Ottilie Normalfahrerin am häufigsten zu Gesicht bekommen. So was von schön aber auch. Da kommt Überholtwordenseingroll gleich gar nicht erst auf.

Im Design gibt sich der Cayman eigenständig, aber ganz und gar eindeutig als Porsche zu erkennen. Das Mittelmotorcoupé ist ein hochkarätiges Sportgerät, schon in der Basisversion mit 300 PS. Der Cayman S bringt es auf 350 PS.
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Das war bisher schon so und unterstreicht die Neuauflage einmal mehr. Es wird die Fahrzeugbreite noch mehr betont, und in der schwarzen Leiste zwischen den ebenfalls neugestalteten, geriffelten LED-Rückleuchten steht jetzt Porsche drauf. Überflüssig zwar, weil eh jeder weiß, dass das einer ist, stilistisch aber absolut stimmig. Wer diesen Popsch gern zärtlich tätscheln möchte, frage doch Arzt oder Apotheker – nein, Quatsch: Eine Visite beim Porsche-Händler wäre zielführend.

Allerdings könnte es eng werden, denn dort tummeln sich heuer noch mehr Menschen als im Vorjahr: 117.963 Fahrzeuge lieferte der Hersteller im ersten Halbjahr weltweit aus, ein dreiprozentiges Plus. Und als "Wachstumstreiber" nennt Porsche eben gerade Boxster und Cayman, die mit 6740 (Boxster) und 6115 (Cayman) Stück deutlich zweistellige Wachstumsraten verzeichnen.

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Unter der Haube wechselt der Cayman wie schon der Boxster von den Sechs-Zylinder-Saugermotoren auf Vier-Zylinder-Turbos, einmal zwei Liter Hubraum, einmal 2,5, hie 300 PS, da 350; beide Mittelmotorboxertypen firmieren nunmehr unter der Kennung 718, Porsches Einstiegssportlerfamilie. Es wächst zusammen, was zusammengehört.

Kenner meinen, der Cayman verkörpere das ursprüngliche Zuffenhausener Reinheitsgebot heutzutage womöglich am glaubhaftesten. Nach etlichen Runden auf dem Sturup Raceway nahe Malmö ist man geneigt, nicht heftig zu widersprechen. War der Cayman schon bisher fahrdynamisch eine Offenbarung, so als 718 umso mehr. Wie der sich um den Kurs zirkeln lässt! Wie der sich an die Fahrbahn schmiegt! Was der erlaubt! Ganz großer Genuss! Und ja, angesichts immer dichteren Straßenverkehrs empfiehlt sich häufige artgerechte Haltung – Ausflüge auf Rennstrecke, Rundkurs.

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Was die Präsentation in Südschweden noch ergab: Auch im gemütvollen Gleitbetrieb ist das ein ganz feines Gerät, speziell das aktive Topsportfahrwerk hat neben dem knallharten Sportler auch einen bandscheibenschonenden Überlandmodus drauf. Nur wenn man auf Schwedens Straßen ohnehin nicht zu Eskapaden neigt, warum mussten wir dann kurz vor Ystad von der herrlichen Uferstraße gen Norden abbiegen? Hatten die echt Angst vor Kriminalkommissar Kurt Wallander? Oder wollten die uns den dortigen Dünnkaffee Marke "bohnenlose Frechheit" (© Gregor Waidacher) nicht zumuten?

Wie auch immer. Zum Ersatz besichtigten wir das altehrwürdige Lund, die Leute probten angesichts des Cayman hängende Unterkiefer und große Augen, wir revanchierten uns mit vergleichbarer physiognomischer Kunstfertigkeit am romanischen Dom und vor den germanischen Runensteinen, und apropos Runen: Der 718 Cayman raunt geradezu ergreifend. Toller Motorsound. Aber an den alten Sauger kommt er in diesem einzigen Punkt nicht heran. (Andreas Stockinger, 22.7.2016)