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Immer mehr Regenwälder müssen lukrativen Palmölplantagen weichen. Eine Studie zeigt nun, dass auch eine nachhaltige Ausweitung der Produktion möglich wäre.

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Wien – Die Produktion von Palmöl hat sich in den vergangenen Jahren praktisch verdreifacht: Während im Jahr 1990 weltweit auf sechs Millionen Hektar Ölpalmen standen, sind es derzeit rund 18 Millionen Hektar. Das aus den Früchten der Ölpalme (Elaeis guineensis) gewonnene Öl wird zum Kochen, in der Nahrungsmittelindustrie und für andere industrielle Zwecke genutzt. Mit einem Anteil von rund 30 Prozent ist es das am meisten produzierte Pflanzenöl weltweit.

Seine Verwendung und vor allem die massive Ausweitung der Anbauflächen wird kontrovers diskutiert. Großflächige Abholzungen von artenreichen tropischen Wäldern und die damit einhergehende Zerstörung von Lebensraum werden von Umweltschützern massiv kritisiert. Auf der anderen Seite habe die Palmöl-Produktion vor allem in den Hauptanbauländern Indonesien und Malaysia Millionen Menschen aus der Armut geführt. Viele Produzenten seien zudem Kleinbauern, deren Einkommen vom Ölpalmen-Anbau abhänge.

Nachhaltige Ausweitung möglich

Doch es gäbe einen Ausweg aus der Misere: Die Fläche zur Palmöl-Produktion könnte weltweit verdoppelt werden, ohne dabei wertvolle Tropenwälder zu zerstören, zeigen Wissenschafter des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien in einer aktuellen Studie. "Es ist möglich, die Palmöl-Produktion auf nachhaltige Weise auszuweiten", so Studienautor Johannes Pirker.

In der im Fachjournal "Global Environmental Change" präsentierten Studie haben die Wissenschafter auf globaler Ebene nach passenden Flächen für die Palmöl-Produktion gesucht, konkret wo Temperatur, Niederschlag, Boden und Geländeform einen Anbau möglich machen. In Summe wären das knapp 1,4 Milliarden Hektar in Afrika, Zentral- und Südamerika sowie Asien. Davon wurden jene Flächen abgezogen, die bereits anderweitig genutzt werden, etwa für Landbau, Städte, etc. und solche, die bereits unter Schutz stehen bzw. Waldgebiete, die aus Sicht des Umwelt- bzw. Artenschutzes wichtig sind.

19 Millionen zusätzliche Hektar

Heraus kam eine Fläche von rund 19 Millionen Hektar, die für den Palmöl-Anbau geeignet wäre. Allerdings ist rund die Hälfte dieser Fläche mehr als zehn Autostunden von der nächsten Stadt entfernt, was eine profitable Produktion erschweren würde.

Die IIASA-Forscher sehen in der Analyse ein nützliches Werkzeug, um Regionen für den künftige Palmöl-Anbau zu identifizieren, die zumindest grundlegende Umweltstandards erfüllen. Für Pirker führen Boykott-Aufrufe für Palmöl in die falsche Richtung. "Wir müssen vielmehr darauf achten, woher das Öl kommt und wie es von wem angebaut wird", so der Wissenschafter. Nachhaltigkeits-Zertifikate seien ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber Unternehmen und Konsumenten sollten noch detaillierter in die Versorgungsketten schauen. (APA, red, 23.7.2016)