Wien – Die staatliche Beteiligungsgesellschaft Öbib solle ein Angebot für die zum Verkauf stehenden 49 Prozent der Gas Connect legen, fordert die Arbeiterkammer. Die Gas Connect ist ein Tochterunternehmen der OMV und betreibt ein rund 900 Kilometer langes Erdgashochdruckleitungsnetz in Österreich. Wie die Presse berichtete, nimmt der Teilverkauf langsam konkrete Formen an. Auf einer Käufer-Shortlist stehen demnach der tschechische Energiedienstleister EP Holding, der italienische Pipelinebetreiber Snam und der Versicherer Allianz Österreich, der zusammen mit dem kanadischen Pensionsfonds Borealis Infrastructure ein Angebot gelegt haben soll.

"Einstieg prüfen"

"Es darf nicht sein, dass Österreich die Kontrolle über ein zentrales Stück Versorgungsinfrastruktur aufgibt und sich damit gleichzeitig ein gutes Geschäft entgehen lässt", erklärte AK-Direktor Christoph Klein am Donnerstag. Der Zinssatz für österreichische Staatsanleihen sei zuletzt stets unter einem Prozent gelegen, rechnet Klein vor. Die Rendite eines Engagements bei der Gas Connect – der 49-Prozent-Anteil wird auf rund 500 Millionen Euro geschätzt – liege aber deutlich darüber. "Wer sorgfältig mit dem Staatshaushalt umgehen will, muss daher auch den Einstieg bei der Gas Connect ernsthaft prüfen", meint Klein.

Warnung vor Ausverkauf

Für eine derartige Vorgangsweise bräuchte es freilich einen Regierungsbeschluss und somit Konsens zwischen SPÖ und ÖVP. In der Vergangenheit hatte die OMV bereits wiederholt für Diskussionen gesorgt. Die SPÖ-nahe Managerin Brigitte Ederer warnte beispielsweise im STANDARD vor einem "Ausverkauf" der OMV.

Im zweiten Quartal hat die OMV etwas mehr Öl und Gas gefördert, wie der Konzern am Donnerstag bekannt gab. Die Produktion stieg im Vergleich zum Vorquartal um ein Prozent auf 316.000 Barrel pro Tag. Der Anstieg sei hauptsächlich auf höhere Mengen in Norwegen zurückzuführen. Wegen des gestiegenen Rohölpreises sank die Raffineriemarge (von 5,08 Dollar auf 4,67 Dollar je Barrel. Zudem seien im zweiten Quartal in Norwegen und Madagaskar Abschreibungen in Höhe von 80 Millionen Euro vorgenommen worden. (Reuters/red, 22.7.2016)