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Neben Inseraten, Plakaten und den klassischen Wahlkampfauftritten setzt das Team von Alexander Van der Bellen auf eine Mitmach-Kampagne.

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Alexander Van der Bellen bei der Eröffnung des Rapid-Stadions: Fotos mit dem Kandidaten sind Teil der Kampagne im Internet.

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Wien – Der dritte Wahlgang stellt das Team von Alexander Van der Bellen vor erhebliche Probleme, vor allem in finanzieller Hinsicht. Die Wiederholung der Stichwahl war nicht voraussehbar und auch im Budget der Grünen, Hauptsponsor Van der Bellens, nicht eingeplant. Dort ist die finanzielle Situation ziemlich angespannt.

Abhilfe soll eine großangelegte Spendenaktion bringen, und die läuft gar nicht schlecht an, wie Van der Bellens Wahlkampfmanager Lothar Lockl im Gespräch mit dem STANDARD berichtet. Insgesamt sind an Kleinspenden, jeweils unter 3.500 Euro, seit 1. Juli bereits 386.000 Euro hereingekommen. Und auch Großspenden gibt es: Der Kärntner Industrielle Hans Peter Haselsteiner (Strabag) hat soeben 100.000 Euro überwiesen. Das ist die größte Spende, die bisher eingelangt ist. Vor der ersten Stichwahl am 22. Mai hatte Haselsteiner bereits 50.000 Euro gespendet.

Sichtbarkeit erhöhen

Lockl, Obmann des Vereins "Gemeinsam für Van der Bellen", peilt ein Wahlkampfbudget von 1,5 bis zwei Millionen Euro an. Dieser Betrag sei notwendig, um eine österreichweite Kampagne auf die Beine zu stellen und die "Sichtbarkeit" von Van der Bellen herzustellen. Wie groß dabei der Anteil der Grünen, die bisher den Hauptteil des Budgets bestritten und personelle Unterstützung geliefert hatten, sein wird, will oder kann Lockl zurzeit noch nicht sagen. Nur so viel: "Wir sind in guten Gesprächen."

Manko im ländlichen Raum

Ein erhebliches Manko aus den ersten beiden Wahlkämpfen, als Van der Bellen vor allem im ländlichen Raum kaum sichtbar gewesen sei, soll mit einer eigenen Kampagne behoben werden: "Spende ein Plakat" heißt die Aktion. Mit einem Betrag von 300 Euro kann ein Plakat für Van der Bellen gekauft werden, damit soll in den kleineren Gemeinden auf dem Land für eine bessere Präsenz gesorgt werden.

Für den Wahlkampf will das Team von Van der Bellen eine "breite Bürgerbewegung" initiieren, der Wahlkampf soll ein "Mitmachprojekt" und keine klassische Politkampagne werden. Lockl: "Unser zentraler Ansatz ist das Engagement des Einzelnen." Das reicht von Aktionen im Privatkreis bis hin zu Initiativen der Wirtschaft, bei denen sich etwa die ehemalige Siemens-Chefin Brigitte Ederer und der ehemalige Raiffeisen-General Christian Konrad engagieren. Zahlreiche Einzelfirmen wollen sich beteiligen, einzelne Personen starten Initiativen, wie etwa der Wiener Arzt Franz Mayrhofer, der in seiner Ordination eine Versteigerung von Kunstwerken zugunsten der Kampagne von "VdB" organisiert.

Neue Dimension

Die Bürgerbewegung soll laut Lockl eine ganz neue Dimension erreichen, wie es das in Österreich noch nicht gegeben habe. 5.614 Personen seien bereits im Personenkomitee für den grünen Präsidentschaftskandidaten engagiert. Eine entscheidende Rolle dabei werden die Social-Media-Kanäle spielen: Auf Facebook hat Van der Bellen 180.000 Fans, auf Twitter folgen ihm fast 19.000 Personen, bei seinem Instagram-Account sind 15.000 Menschen registriert.

Open Campaigning

Martin Radjaby, der Kampagnenleiter, setzt auf "Open Campaigning". Der Kandidat sei bereits profiliert, jetzt gehe es darum, möglichst viele Menschen zum Mitmachen zu motivieren und sie in die Kampagne einzubinden. "Das heißt auch, dass wir die Kontrolle ein Stück weit abgeben und den Leuten da draußen die Verantwortung zumuten", sagt Radjaby. (Michael Völker, 21.7.2016)